Tesla: Die Ausbeutungsvisionen des Elon Musk

Elon Musk, Milliardär und Chef des US-Unternehmens Tesla, hatte einen fetten Coup gelandet, als er im letzten Jahr mit dem Bundesland Brandenburg einen Deal zum Bau einen neuen Autofabrik in Grünheide (südöstlich vor den Toren Berlins und Nahe der polnischen Grenze) machte. Musk, dieser Raketen-Star der Start-up-Branche nimmt für sich selbst und Tesla in Anspruch, ein Visionär zu sein. Er umgibt die Projekte mit einer Aura von Science-Fiction, erzählt von Überfluss und unbegrenzten Möglichkeiten durch die Automatisierung. Er will eine supermoderne „Giga Factory“ für Elektroautos und Batterien in die brandenburgische Waldlandschaft setzen. Schon im Sommer 2021 sollen die ersten Autos des Modells Y, ein Mittelklasse-SUV, produziert werden.

USA: „Everything feels like the future but us“.

Teslas Wurzeln liegen in Fremont, Kalifornien. Was die Arbeiter*innen von den Bedingungen dort in den hochmodernen Fabriken erzählen, hat allerdings mit Science-Fiction nichts zu tun: „Die meisten meiner mehr als 5.000 Kolleg*innen arbeiten weit über 40 Stunden pro Woche, einschließlich der massiven verpflichtenden Überstunden. Die harte manuelle Arbeit, die wir in den Erfolg von Tesla stecken, ist mit einem großen Risiko für unsere Körper verbunden. Vermeidbare Verletzungen passieren häufig. Zusätzlich zu den langen Arbeitszeiten sind die Maschinen oft nicht ergonomisch und körperlich verträglich. Es gibt zu viele Drehungen und Wendungen und physische Bewegungen um die Arbeit zu verrichten, die vereinfacht werden könnten, wenn man auf die Hinweise der Arbeiter*innen hören wollte. Noch dazu kommen der Personalmangel und der ständige Druck schneller zu arbeiten, um die Produktionsziele zu erreichen, und so kommt es unweigerlich zu Verletzungen.“

60 oder 70 Stunden pro Woche sind bei Tesla keine Seltenheit. Gewerkschaften sind nicht erlaubt, was in den USA bei den Autokonzernen nicht unüblich ist. Die Strafen für Tesla wegen Verstößen gegen Arbeitsschutz sind höher als bei den anderen Autokonzernen. Die Löhne sind allerdings niedriger als bei anderen. Im Mai wetterte Musk gegen die Entscheidung der kalifornischen Gesundheitssenatorin, die Fabrik angesichts der grassierenden Corona-Pandemie zu schließen und drohte mit der Abwanderung nach Texas. Unter dem Bruch der Gesetze ordnete er das Wiederanlaufen der Produktion an.

Elon Musk versteckt nicht die harten Bedingungen der Autoarbeiter*innen in seinen Fabriken. Er verpackt das in „Visionen“ und verteidigt sich mit dem Überlebenskampf des Unternehmens, das bis heute mit den Autos keine Gewinne macht.

Das Werk in Brandenburg: Versprechungen, ja, aber der Teufel liegt im Detail

Das Bauprojekt in Brandenburg wurde hinter verschlossenen Türen ausverhandelt. Kaum waren die Pläne bekannt, fingen die Rodungen einer großen Waldfläche an. Tesla profitiert von diversen Subventionen und Fördermitteln und unterscheidet sich damit nicht von anderen „Big Playern“.

Aber Tesla stellt sich als Konzern „der Zukunft“ dar, der in der Region Arbeitsplätze schafft. Das hat seinen Reiz! Mit dem Werk wird Tesla der größte „Arbeitgeber“ in der Umgebung. Während klassische Industriearbeitsplätze in Berlin und Brandenburg wegradiert werden, will Tesla im ersten Schritt 7.000 Leute einstellen: Produktionsarbeiter*innen, Ingenieur*innen… Und den bisherigen Werksleiter von Daimler in Berlin, dessen Werk geschlossen werden soll. Noch dazu sind die Pläne für die Zukunft… gigantisch.

2.700 Euro brutto monatlich für „Ungelernte“, 3.500 Euro und mehr für Ausgebildete, damit macht Tesla Werbung. Es wird sicher viele Bewerbungen geben – auch wenn das schlechter ist als das, was viele Metaller*innen nach Tarif in Berlin bekommen. Natürlich kommt es auf die Details an: was ist mit den Arbeitszeiten zum Beispiel? Tesla will keine Vereinbarungen mit Gewerkschaften. Das Land Brandenburg lockt seinerseits Investoren damit, dass die Arbeitszeiten in Brandenburg über dem deutschlandweiten Schnitt liegen, die „Lohnstückkosten“ niedrig seien. Der „Visionär“ Musk hat sich sicher von diesen „old school“-Kennzahlen leiten lassen.

Tesla, ein Liebling der Finanzinvestoren, der bislang nur eine Million Autos verkauft hat, versucht auf dem Weltmarkt, den sich wenige große Autokonzerne aufgeteilt haben, mitzumischen und die „Old Player“ an die Wand zu drücken. Wie auch immer das Wett-rennen ausgeht. Es geht auf die Knochen der Arbeitenden. Die Elektro-Autos von Tesla sind für eine kleine gutsituierte Käufer*innenschicht, die „grün“ und „modern“ erscheinen will, aber für die Arbeitenden gibt es die Methoden des 20. Jahrhunderts, wenn nicht gar des 19.