Durch die häusliche Isolation, steigende Unsicherheit, Arbeitslosigkeit und eine angespannte finanzielle Lage für viele Familien ist in Folge des Corona-Virus mit einem starken Anstieg häuslicher Gewalt zu rechnen. Auch in China konnte diese Entwicklung beobachtet werden. Die Zahl von Frauen, die sich an Hilfestellen gewendet haben, hat sich dort in den letzten Wochen verdreifacht.
Die Regierung hat im Rahmen der Corona-Krise ein Maßnahmenpaket gegen Gewalt präsentiert. Für Beratung und Betreuung soll es mehr finanzielle Mittel geben und Wegweisungen werden weiterhin, auch unter den Bedingungen von Corona, exekutiert.
Die Kapazitätsgrenzen der Betreuungsangebote sind in vielen Bundesländern jedoch bereits nach zwei Wochen Ausgangsverschärfungen am Limit. In ganz Österreich verspüren die Frauenhäuser einen Anstieg an Gewalt. Bei der Frauenhelpline ist die Anzahl der Anrufe in den letzten zwei Wochen um die Hälfte gestiegen. Hinzu kommt, dass die Sicherheitsvorkehrungen aufgrund der aktuellen Infektionsgefahr große Herausforderungen an die Arbeit der Einrichtungen stellen.
Die Situation war schon vor Corona dramatisch und eine umfassende Ausfinanzierung des Gewaltschutzes nicht vorgesehen. Die Arbeit in der aktuellen Krisensituation findet vor dem Hintergrund des strukturellen Mangels an Ressourcen statt. Wie etwa auch im Gesundheitsbereich, rächen sich auch hier die jahrelangen Sparmaßnahmen. So drohte der Frauenhelpline erst Anfang des Jahres wegen mangelnder Finanzierung eine dramatische Kürzung des Angebots, denn seit Jahren gab es keine Indexanpassung. Derzeit sind in Österreich jährlich 10 Millionen Euro für Gleichstellung und Gewaltschutz budgetiert. Die Kosten, die alleine in Österreich durch geschlechtsspezifische Gewalt entstehen, werden mit 3,7 Milliarden Euro beziffert.
Ein anderes pikantes Beispiel stammt aus Salzburg. Dort hat die zuständige Frauenlandesrätin der NEOs erst kürzlich angekündigt, die Trägerschaft der Frauenhäuser EU-weit ausschreiben zu wollen. Damit drohen nicht nur kritische Stimmen mundtot gemacht zu werden, sondern auch Strukturen mit jahrelanger Erfahrung zerschlagen zu werden. Unter dem Deckmantel von verblödeten Einsparungspotentialen werden ganze Bereiche gegen die Wand gefahren…
Dass die Regierung nun einen verschwindend kleinen Teil des 38 Milliarden Euro „Hilfspakets“ für Gewaltprävention verwendet, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herrschenden im Sozialbereich seit Jahren und Jahrzehnten Kahlschlag betreiben.