Buchrezension: Im braunen Sumpf

Alexander Lippmanns Debütroman „Sumpfwandertag“ schildert eine spannungsgeladene Jagd durch die linke und rechte Szene und zeichnet ein düsteres Zukunftsbild der österreichischen Innenpolitik.

Wien in nicht allzu ferner Zukunft. Die Krise hat nun auch in Österreich voll zugeschlagen, die FPÖ ist irrelevant dafür terrorisieren bewaffnete Nazibanden die Bevölkerung. Die Moschee in Floridsdorf ist ausgebrannt, Flüchtlinge werden massenweise in U-Haft genommen und im Parlament soll eine „Sicherheitsnovelle“ beschlossen werden, die die Demokratie an den Rand drängt. Die Gesellschaft ist massiv nach rechts gerückt, Faschisierung würden andere wohl dazu sagen. Es herrscht Endzeitstimmung.

Der ehemalige trotzkistische Aktivist Hagen Steiner verliert seinen Job als Mitarbeiter eines führenden Sozialdemokraten und gerät schließlich auch unter Verdacht, einen früheren Genossen ermordet zu haben. Im Bewusstsein nichts mehr verlieren zu können beginnt er selbst mit Ermittlungen und reitet sich dabei immer weiter in die Scheiße.

Die rasante, vorwärtsgetriebene Handlung lässt kaum Zeit zum Durchatmen. Dabei lohnt es sich inne zu halten und sich die Frage zu stellen, ob die politischen Entwicklungen, die der Autor beschreibt, tatsächlich möglich wären. Demnächst wohl eher nicht, doch das mulmige „es könnte sein“-Gefühl bleibt. Eine in der Krise deutlich nach rechts gerückte Gesellschaft und militante rechtsextreme bis faschistische Bewegungen die Straßenterror ausüben – im Nachbarland Ungarn traurige Realität.

Doch Lippmanns Buch hat natürlich einen Subtext und der handelt von Idealen, Gewissen und Verrat. Wie kann man zu seinen politischen Überzeugungen stehen? Wie weit dürfen Kompromisse gehen und wann beginnt Verrat? Wohin mit dem ganzen Zweifel? Fragen, die sich Linke angesichts der gefühlten und realen Isolation in unserer Gesellschaft immer wieder stellen.

Mit der trotzkistischen Szene – wie auch mit anderen politischen Richtungen – geht der Autor, der früher selbst in der Wiener Linken aktiv war, hart ins Gericht. Doch zugegebenermaßen legt er seine Finger auf die richtigen Wunden. Und viele der geschilderten Züge von Organisationen und Aktivist_innen sind wohl alles andere als dienlich dabei, politische Entwicklungen, wie die im Buch beschriebenen, zu verhindern.

Alles in allem ist „Sumpfwandertag“ ein äußerst spannender und durchaus auch witzig geschriebener Roman. Für in der Linken aktive Leser_innen bietet der Roman zudem noch einen Anstoß zur (selbst)kritischen Auseinandersetzung. Und politisch aktiv sein ist trotzdem möglich. Und nötig.

 

Alexander Lippmann: Sumpfwandertag. Verlag Zaglossus, 200 S., 14,95 EUR