Zugunglück in Spanien: Menschliches Versagen?

In Spanien sind Ende Juli bei einem Zugunglück 79 Menschen gestorben, ein paar schweben nach wie vor in Lebensgefahr. Die Bahngesellschaft hat die Schuld dem Lokführer zugeschoben – er hat während der Fahrt telefoniert. Letztendlich ist der Zug, nach einer langen geraden Strecke mit über 200 Km/h, nach nur kurzer Bremsung viel zu schnell in die Kurve gefahren und entgleist. Die genauen Umstände sind noch ungeklärt, der Lokführer selber kann sich das Unglück nicht wirklich erklären.

Viele SpanierInnen akzeptieren die einfache Erklärung der Regierung jedoch nicht und dass die Verantwortung nun alleine dem Lokführer zugeschoben werden soll. Sie wissen, dass die Arbeitsbedingungen und die Sicherheitsvorkehrungen sehr schlecht sind. Allein, dass der Lokführer selbst entscheiden muss, wann er bremst, ist eine Zumutung. Innerhalb einer Woche wurden 100.000 Solidaritätsbekundungen für den Lokführer gesammelt, Gewerkschaften vermuten, dass der Staat Milliardengeschäfte schützen will und deshalb die Schuld von sich schiebt.

Auch in Frankreich gab es im Juli eine Zugentgleisung, bei der sechs Menschen gestorben sind. Die Ursache war unklar. Das Bahnunternehmen und die Gewerkschaft haben versucht den Unfall herunterzuspielen. Beschäftigte haben daraufhin begonnen, Flugblätter zu verteilen, in denen auf die Sicherheitsmängel hingewiesen wird. Einzelne haben sich geweigert, weiter mit dem Lokomotiventyp zu fahren.

Egal in welchen Branchen, egal in welchem Land: Überall wird versucht die Verantwortung auf Einzelne abzuwälzen, während die Bosse bei den Rahmenbedingungen, den Arbeitsbedingungen und den Sicherheitsvorkehrungen sparen. Gut so, wenn sich dagegen Widerstand bildet! Und wenn dieser nicht nur von Beschäftigten, sondern auch KundInnen unterstützt wird.