Wem gehört die Stadt?

Wir veröffentlichen hier den Leitartikel des neuen WIDERSTAND, unseres Flugblatts für SchülerInnen und Lehrlinge in Wien. Der Artikel davon, dass es gerade in der kalten Jahreszeit viel zu wenig Räume in Wien gibt, wo Jugendliche ohne Konsumzwang ihre Freizeit verbringen können.

 

Wem gehört die Stadt?

Der Winter steht vor der Tür. Jetzt stellt sich aber die Frage: Wohin, wenn dir zuhause bei den Eltern die Decke auf den Kopf fällt? Und wo dürfen wir uns denn überhaupt noch aufhalten, wenn wir vor allem eines nicht wollen: zahlen.

Im Sommer ist es ja noch einfacher, denn bei schönem Wetter kannst du dich im Park aufhalten. Wenn du dich allerdings in die Wiesen rund um den Ring legst, wirst du recht schnell von Securities aufgefordert sie zu verlassen. Ist es denn so schlimm, sich auf der Wiese ausruhen zu wollen?

Ohne Moos nix los

Wir SchülerInnen und Lehrlinge können in der Regel nicht auf die eigenen vier Wände zurückgreifen, wenn es um ihre Freizeitgestaltung geht. Strenge Eltern, kleine Wohnung – da ist kein Platz für Partys. Der einzige Ausweg scheint also das Ausweichen in ein Lokal. Das Hindernis dabei ist aber allzu oft die leere Geldtasche. Auch Billardspielen, Museen und Kinos stellen hier keine Ausnahme dar und schnell wird klar: Ob es nun am Eintritts- oder Getränkepreis scheitert,Freizeit bedeutet vor allem Konsumzwang.

Freizeit bedeutet vor allem Konsumzwang.

Dabei würde Wien so viel Potenzial bieten, doch dieses wird nicht genutzt. Freie Plätze werden für Immobilienprojekte oder Parkgaragen geopfert und somit nur einer bestimmten, zahlenden Minderheit zugänglich gemacht, anstatt diese in Parks (ohne Securities) zu verwandeln, an denen alle teilhaben können. Geldmache und privates Eigentum sind also vorrangig, und diese sollen auch durch möglichst viele Kameras und PolizistInnen geschützt werden.

Nicken und Stillsitzen? Nicht mit uns!

Der Unmut, vor allem bei Jugendlichen, zeigt sich langsam immer mehr. Es gab in der Vergangenheit gehäuft Protestaktionen gegen die immer schlechter werdenden Verhältnisse in der Stadt. Tausende, meist junge Menschen, wehrten sich gegen den drohenden Beschluss, dass im Museumsquartier kein mitgebrachtes Bier mehr getrunken werden darf, Stimmen wurden laut gegen das Verbot vom gemütlichen Liegen auf Wiesen.

Sogar in den vergangenen Wochen wurde ein riesiges leerstehendes Haus in der Lindengasse (7. Bezirk) besetzt, das sogenannte Epizentrum. Dort wollen die BesetzerInnen einen Ort erschaffen der frei von Konsumzwang ist. Mit Bibliothek, Kino, Küche, Frauen- und Kinderräumen, Werkstätten und Ateliers. Solche Freiräume sind wichtig und gut, doch bilden sie leider eher die Ausnahme als die Regel. Problematisch ist dabei auch die Kriminalisierung durch die Polizei, vor allem die Angst davor, dass die mühsam investierte Arbeit umsonst war, wenn das Haus von ihnen geräumt wird.

Was wir daher wollen, sind viel mehr legale Orte an denen wir uns selber frei entfalten können, wenn es zuhause mal wieder zu eng wird, ohne dafür Geld auf den Tisch legen zu müssen. Wir wollen mehr Jugendzentren, mehr Grünflächen, einfach mehr Räume in denen es uns möglich ist, gemeinsam etwas zu schaffen. Filmabende organisieren, Wuzzelturniere austragen und mit FreundInnen lachen.

Rumjammern und traurig zuhause sitzen hilft aber niemandem, am wenigsten dir selber. Die Stadt sollte schließlich uns allen gehören. Die einzige Möglichkeit, die bleibt, ist sich zu organisieren und unsere Stadt zurück zu erobern! Wir müssen für unsere Rechte kämpfen und gemeinsam gegen die bestehenden Verhältnisse rebellieren!