Friederike Schlesak (1912-2011)

Am 10. Mai 2011 starb nach langer Krankheit Friederike Schlesak, eine der Veteraninnen der trotzkistischen Bewegung in Österreich.

 

Geboren am 21. Februar 1912 in Wien, wuchs sie in einer durch den Weltkrieg radikalisierten sozialdemokratisch geprägten Familie auf. Friederike war im Arbeiter-Turnverein organisiert und trat mit 16 in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei ein. Sie machte eine Ausbildung als Kindergärtnerin und lebte mit Willi zusammen, den sie nach 1934 in den „Sonnenfreunden“, einen Tarnverein für den nach dem 12. Februar 1934 aufgelösten Arbeiter-Turnverein, kennengelernt hatte und den sie 1938 heiratete.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg – inzwischen waren die beiden Kinder Heinrich und Willi geboren – trat Friederike gemeinsam mit ihrem Mann dem „Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse“ bei. Friederike gehörte in den Jahren von 1945 bis in die 1970er Jahre zu den tragenden GenossInnen des in der Tradition von Josef Frey stehenden und nach wie vor illegal arbeitenden Kampfbundes. 1976 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der Internationalen Kommunistischen Liga (IKL), 1985 nach der Abspaltung von der IKL zu den GründerInnen der Gruppe Arbeiterstandpunkt. Auch in den Jahren danach blieb sie der revolutionären Bewegung – der „Sache“ – eng verbunden, allerdings musste sie ihr direktes Engagement mit zunehmendem Alter und gesundheitlichen Problemen schrittweise zurücknehmen.

Für mich hatte Friedl (Genossin „Ringer“), wenn hier ein paar persönliche Anmerkungen gestattet sind, eine besondere, eine doppelte Bedeutung: Bis 1984, als ich von Salzburg nach Wien übersiedelte, kümmerte sie sich stets rührend um mich, wenn ich zu einem politischen Treffen oder einem privaten Besuch nach Wien kam. Zweitens aber war in einer Zeit, in der die radikale Linke stark studentisch und jugendlich-intellektuell geprägt war, Ringer – wie auch die anderen VeteranInnen der „Sache“ – für uns alle ein Bindeglied zur proletarisch-revolutionären Tradition der frühen österreichischen trotzkistischen Bewegung.

Aufgrund nachlassender Energie und immer größerer Probleme beim Sehen konnte sie die Bücher unserer Marxismus-Reihe in den letzten Jahren wohl nur mehr durchblättern. Trotzdem war ihr die Freude anzumerken, dass von den jüngeren Generationen der proletarisch-revolutionäre Kampf weitergeführt wurde.

Für uns alle, die wir Friedl kannten, war sie eine wichtige Person – als Teil der Familie oder des Freundeskreises, als liebenswerter Mensch, als Genossin Ringer. Für uns Jüngere war sie stets ein Vorbild für Konsequenz, Durchhaltevermögen und lebenslanges Engagement. Das sind auch die Bilder, die wir von Friederike in Erinnerung behalten werden.

Zur Genossin Ringer:

Manfred Scharinger und Eric Wegner: Interview mit Friederike Schlesak. – in: Marxismus, Nr.10, Dezember 1996, S.43-62