Es reicht bei der Wiener Austria! Nazis raus aus dem Stadion!

Die Wiener Austria ist ein Fußball-Club mit einer jüdischen Tradition, der in der NS-Zeit Verfolgungen ausgesetzt war. Doch in letzter Zeit wird sie immer mehr zum Sammelbecken für Nazis und FaschistInnen – jüngster Beleg: die Ereignisse rund um das Spiel gegen Athletic Bilbao…

Durch die Medien geht dieser Tage vor allem der Platzsturm von Fans der Wiener Austria beim Match gegen den baskischen Club Athletic Bilbao. Doch verdeckt die Debatte darum den wahren Skandal beim Spiel gegen Athletic – nämlich die faschistischen Auswürfe von einer ganzen Reihe von Fans der Wiener Austria.

Athletic – ein Club mit Tradition

Athletic Bilbao ist ein Club mit einer langen Tradition. Diese Tradition ist baskisch und antifaschistisch und resultiert aus der spanischen Geschichte. Als die Truppen des faschistischen Diktators Franco 1939 den spanischen BürgerInnenkrieg gewannen, wurde die baskische Sprache verboten, es begann eine lange Zeit der blutigen Repression, die erst mit dem Ende der Diktatur 1975 endete.

Der Widerstand gegen diese Diktatur kam naturgemäß aus der politischen Linken, die vor allem in den Gebieten Widerhall fand, die auch national unterdrückt waren, etwa Katalonien mit seiner Hauptstadt Barcelona und eben dem Baskenland. Der Club und die Fans von Athletic Bilbao sehen sich in dieser Tradition des Widerstands, so gibt es etwa auch Fanfreundschaften mit den linken Fans des FC St. Pauli aus Hamburg, im Stadion von Athletic sind rote Fahnen aus Deutschland mit dem Logo der „Antifaschistischen Aktion“ zu sehen.

Provokationen und Reaktionen

Bereits beim Hinspiel in Bilbao kam es zu Schwierigkeiten zwischen Fans von Bilbao und solchen der Austria. Die Austrianer provozierten mit „Eviva España“-Rufen, es waren auch spanische faschistische Fans von Real Madrid im Sektor der Austria.

Die Austria-Fans wurden scheinbar dann im Gegenzug pauschal als Nazis wahrgenommen und so mussten auch etliche unpolitische und linke Fans Würfe von Flaschen, Münzen und anderem über sich ergehen lassen – wobei dies trotz des verständlichen Ärgers der Betroffenen letztlich den mangelnden antifaschistischen Selbstreinigungsmechanismen der Austria zuzuschreiben ist.

Entsprechend aufgeheizt war die Stimmung vor dem Spiel in Wien, in Austria-Foren wurde bereits offen mit Schlägereien gedroht. Vor Anpfiff des Spiels verhielten sich allerdings die Fans von Athletic vorbildlich, so klatschte der baskische Sektor geschlossen im Anschluss an die Schweigeminute für den verstorbenen Austrianer Alberto Martinez.

„Viva Franco“

Bei der Austria hingegen ging es sofort los mit dem üblichen sexistischen Elend, „Puta Bilbao“ (=Hure Bilbao) gehörte noch zum freundlichsten. Weit bedenklicher bereits zu diesem Zeitpunkt die mindestens vier spanischen Fahnen auf der Ostkurve. Gerade in Spanien ist diese Fahne sehr stark politisch besetzt, weil sie eigentlich die Fahne von Franco-Spanien ist, die nach dem Ende der Diktatur einfach weiterverwendet wurde.

Sollte dies noch als dumme Provokation durchgegangen sein, sprachen dann die Mitglieder des rechtsextremen Fanclubs „Unsterblich“ Klartext. Unmittelbar über ihrem eigenen Fetzen hing ein „Viva Franco“ Transparent (auf diesem Video zu sehen) – im spanischen Kontext bedeutet das dasselbe wie in Deutschland und Österreich „Heil Hitler“. Und als wäre das nicht übel genug, durften die Austria-Fans bei dieser Gelegenheit auch den neuen Fetzen von „Unsterblich“ betrachten – eine Reichkriegsfahne mit deutschem Adler, der in den Klauen statt dem Hakenkreuz ein Austria-Logo hält, garniert mit dem Wort „Hooligans“ mit den von Nazis verwendeten Keltenkreuzen für die beiden Buchstaben „o“. Dass dann daneben auch noch eine Fahne des bekannt rechten Vereins Lazio Rom zu sehen war (und die Austria-FaschistInnen beim Match von Salzburg gegen Lazio extra angereist im Lazio-Sektor zu finden waren), ist eigentlich nur folgerichtig (mehr zu Lazio in unserem Artikel "Klassenkampf am grünen Rasen ").

 

Dass es auch anders geht, zeigte der etwas vernünftigere Teil der Ostkurve. Ein dreiteiliges Transparent in spanischer Sprache wurde aufgerollt: „Wir lieben Urlaub in Spanien und im Baskenland“ – „aber wir hassen Athletic für immer“ – „doch sind wir sicher keine Faschisten“. Das ist nun auch kein Zeichen von dem, was linke Fußballfans unter positivem Support verstehen, doch zumindest ein Fortschritt gegenüber dem Rest des Abends. Doch was war die Reaktion? Faschistische Austria-Fans attackierten jene verbal, die dieses Transparent aufgehängt hatten.

Es wird Zeit für Sterblichkeit!

Dieser Abend war nicht die erste Provokation – vor einiger Zeit wurde in der Kurve bereits einmal eine Reichskriegsfahne geschwungen (was damals noch beendet werden konnte), beim UEFA-Cup-Spiel gegen Lech Posen haben Neonazis dann in der Pause das Vorsängerpodest übernommen und eine Halbzeit lang ihren rassistischen Müll zum Besten gegeben.

Bei der Austria gab es immer rechte und rechtsextreme Fan-Gruppen wie die „Bulldogs“ und die „Atzgersdorfer“. Und auch in der Austria-Kurve finden sich bekannte Nazis, die etwa auf auch auf den Demonstrationen gegen einen Moschee-Bau in Wien-Brigittenau das große Wort schwangen.

Seit einiger Zeit werden diese Nazi-Tendenzen bedenklich stärker und es droht eine Übernahme der Ost-Kurve durch „Unsterblich“ und ähnliche Faschisten – und es ist bereits ein sehr bedenkliches Zeichen, wenn eine Reichskriegsflagge mitten auf der Osttribüne hängen kann.. Historisch ist es zwar absurd, als Anhänger eines jüdischen Vereins die Reichskriegsflagge zu schwenken, doch historisches Wissen war noch selten ein Vorzug faschistischer Hooligans.

Rot und Violett statt braun!

Es ist hoch an der Zeit, dass der Verein und die linken Fans der Veilchen die Initiative ergreifen. FaschistInnen haben im Horr-Station nichts verloren. Im Vereins-Statut sollten klare Aussagen zu Rassismus, Sexismus und Homophobie getroffen werden, Verstöße dagegen sollten klare Sanktionen für die verantwortlichen Fans bzw. Fan-Clubs nach sich ziehen. Verein und Fans sind jetzt gefordert, hier endgültig Grenzen aufzuzeigen.

Ob dabei aber auf den Verein viel Verlass sein wird, steht noch in den Sternen. So meint Austria-Manager Markus Kraetschmer über die faschistischen Transparente im Interview mit Laola1.at : „Da muss man auch mit dem Ordner-Dienst sprechen, wie so etwas ins Stadion kommt. Da muss man jemanden hinstellen, der Spanisch spricht.“ Wozu Kraetschmer aber für eine Reichskriegsflagge und ein „Viva Franco“-Transparent einen Dolmetsch braucht, wird wohl sein Geheimnis bleiben müssen.

Weiters redet sich Kraetschmer in der Stellungnahme der Wiener Austria darauf aus, dass angeblich Lazio-Fans für die faschistischen Parolen verantwortlich gewesen seien „Klar distanzieren wollen wir uns auch von den faschistischen Parolen, die auf der Osttribüne zu sehen waren, bislang gibt es allerdings klare Hinweise, dass es teilweise auch Italiener waren, von denen alles ausgegangen ist, das haben Ausweiskontrollen dargelegt“. Das mag schon sein – doch was die Lazio-Fans mit der Reichskriegsflagge von Unsterblich zu tun haben, wird uns Kraetschmer noch erklären müssen. Soll hier bereits die Verantwortung abgeschoben werden, um nicht gegen die faschistischen Strukturen innerhalb der Fan-Szene vorgehen zu müssen?

In diesen Monaten entscheidet sich die künftige Richtung der Kurve. Auch die ewig gleichen Aussagen über „Keine Politik im Stadion“ werden langweilig. Denn in diesem Stadion machen die Rechten permanent Politik, indem ihre Fetzen zentral auf der Ost-Tribüne hängen. Es wird also schlicht Zeit für klare Antworten von Links!

Von Michael Mlady und Michael Winkler, Aktivisten der RSO Wien und Fans der Wiener Austria

 

 

Protestmail an die Wiener Austria:

fak@fk-austria.at

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die Neonazi-Provokationen rund um das Spiel gegen Bilbao sind nur der Höhepunkt einer Serie von rechtsextremen Vorkommnissen bei der Wiener Austria. Doch nun reicht es! Reichskriegsfahnen eines Fan-Clubs und Viva-Franco-Transparent müssen spürbare Konsequenzen für diesen Fan-Club und alle daran Beteiligten haben. Sollte dies nicht passieren, werde ich mir künftige Besuche im Franz-Horr-Stadion sehr gut überlegen.

Ich ersuche Sie um Mitteilung, was sie konkret gegen die Urheber der Reichskriegsfahne und somit den bewussten Fan-Club unternehmen werden und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Zum Weiterlesen:

Artikel der RSO zu Fußball und Sport

 

Broschüre der RSO:

Fußball und Klassenkampf