ߖH-Zeitung Unique hetzt gegen Linke

Bereits in der September-Ausgabe der ÖH Uni Wien-Zeitung „Unique“ wurde vom Wiener Kulturzentrum Amerlinghaus in einer Sprache, die an Nazi-Diktionen erinnert, als „Brutstätte gruseliger K-Sekten“ gesprochen. Nun schießt sich die sich als „links“ verstehende Unique-Redaktion in der aktuellen Ausgabe einmal mehr auf marxistische Organisationen wie die RSO ein.

Die Zeitung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) an der Uni Wien wird immerhin kostenlos an alle Studierenden der Universität Wien verschickt, sie geht laut Eigenangaben an bis zu 60.000 Adressen. Grund genug also, über Verleumdungen in der Unique nicht einfach hinwegzugehen.

Die aktuelle Ausgabe der Unique hat nicht den Anspruch, konstruktive Vorschläge zu machen, wie die Uni-Proteste erfolgreich sein könnten. Kritik ist angesagt, großteils abgehoben und mitunter vernichtend. So schreibt etwa Anna Wiesengrund „dass in diesem Protest voller bildungsaffiner Studis nichts Befreiendes zu finden ist.“ [i] Wir fragen uns: Was sollte dann mit diesem Protest passieren? Sollte das Audimax geräumt werden, so wie es Adorno, den die Autorin mehrmals zitiert, 1969 mit seinem von linken StudentInnen besetzten Institut machen ließ?

Hauptsächlich wird Kritik an sexistischen Ausfällen innerhalb der Protestbewegung oder auch an der ungenügenden Distanzierung von Rechten geäußert – was zu begrüßen ist. Doch wie es im Intro zum Uniprotest-Special der Oktober-Unique heißt, soll neben Sexismus unter anderem auch „die fehlende Abgrenzung zu Wahnsinnigen unterschiedlicher Couleur“ kritisiert werden. Doch was verstehen die Hobby-Psychologinnen in der Unique-Redaktion unter dem Begriff der „Wahnsinnigen“? Wie sich sehr schnell herausstellt, sind damit marxistische Organisationen gemeint, die in einen Topf mit (rechten) Securities und deutschnationalen Burschenschaftern geworfen werden.

Unique: Kronen Zeitung für Studierende?!

Nach dem Motto „ich habe keine Argumente, aber massig diffamierende Kampfbegriffe“ wird da etwa im Artikel „Mangelnde Abgrenzungen“ von Sabrina Umschaden (S.5)[ii] gegen „trotzkistische Sekten“ sowie deren angebliche „Gurus“ und „K-Sektenführer“ gehetzt. Im Kronenzeitungs-Stil verzichtet die Sektenbeauftragte der Unique auf inhaltliche Kritik und wirft lieber wild mit Unterstellungen um sich.

Im Artikel „Kein kleiner Nebenwiderspruch“ von Nora Floah wird auch die RSO prominent erwähnt (S.5)[iii]. Bei ihrem „kritischen Rundgang durch das besetzte Audimax“ hat die Autorin festgestellt: „Überall findet sich Werbung von trotzkistischen Gruppen – allerdings fast nirgends die Diskussion darüber, wie die BesetzerInnen zum Trotzkismus stehen.“ Sogar ein RSO-Aktivist wird zitiert: „Es gibt wenig inhaltliche Kritik, die Leute kennen unsere Arbeit oft gar nicht.“ Dies scheint die Autorin nachholen zu wollen, doch es entsteht der Eindruck, als wäre ihre Auseinandersetzung mit dem Trotzkismus nicht über eine oberflächliche Google- bzw. Wikipedia-Recherche hinausgegangen. Die Page der RSO hat sie zwar besucht (immerhin wird daraus zitiert), aber offenbar nicht verstanden, wenn sie von Trotzki als einem „Mitstreiter Stalins“ spricht.

Gönnerhaft wird uns zugestanden, wir würden uns „zumindest vom Stalinismus“ distanzieren. Na gut. Die Chuzpe des Jahres ist es dann aber wohl, wenn uns und anderen TrotzkistInnen in einer, durch staatlich garantiere Zwangsbeiträge aller StudentInnen finanzierten, Zeitung der ÖH (bekanntlich die Speerspitze des heimischen Antikapitalismus) mangelnde Kapitalismuskritik vorgeworfen wird. Der Vorwurf lautet, wir hätten das Marx’sche Kapital nicht verstanden und würden seine Analyse von KapitalistInnen und ArbeiterInnen als „Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse“ (MEW 23: 10) durch eine plumpe Agitation gegen die „bösen Konzernherren“ ersetzen (die Anführungszeichen sollen wohl eine – nicht vorhandene – direkte Zitation suggerieren).

Die üblichen Klischees …

Nun, hätte sich die Autorin tatsächlich mit unseren Texten auseinandergesetzt, dann würde sie vielleicht nicht so einen Unsinn verzapfen. Wenn ihr das Lesen unserer (großteils online kostenlos zugänglichen) Artikeln zu mühsam ist, laden wir sie gerne zu einer unserer öffentlichen Diskussionsveranstaltungen ein, wo wir immer wieder betonen, dass es keine „guten“ oder „bösen“ KapitalistInnen gibt, sondern alle KapitalistInnen nach den Mechanismen der kapitalistischen Konkurrenz handeln müssen.

Allerdings kehren wir nicht unter den Tisch, dass das an sich natürlich abstrakte Kapitalverhältnis durch konkrete HandlungsträgerInnen vermittelt wird und der Kapitalismus nicht nur ein abstrakt-ökonomisches, sondern auch ein konkretes politisches Herrschaftssystem ist. Das große Ganze zu kritisieren schließt nicht aus, ebenso Kritik an einzelnen PolitikerInnen oder KapitalistInnen zu üben. Eine Auseinandersetzung mit der Marx’schen Klassentheorie unsererseits findet sich übrigens im Artikel „Klasse und Kapital bei Marx und Bourdieu “.

Interessant auch der Vorwurf im selben Artikel, wonach es „besonders in Österreich problematisch“ sei, „nach 1938 noch von ArbeiterInnen pauschal als ,revolutionärem Subjekt’ zu sprechen“. Ein glänzender Beweis dafür, wie wenig die Autorin verstanden hat. Für uns nämlich sind die ArbeiterInnen nicht aufgrund ihres jeweiligen Bewusstseins oder Verhaltens, sondern aufgrund ihrer objektiven Stellung im Produktionsprozess das „revolutionäre Subjekt“.

Unabhängig davon, dass heute viele ArbeiterInnen in Österreich rassistisch, antisemitisch, sexistisch und homophob sind, worauf wir immer wieder mit Vehemenz hinweisen. Doch anders als viele ach so kritische KritikerInnen im akademischen Elfenbeinturm setzen wir uns, im Rahmen unserer leider beschränkten Möglichkeiten, permanent mit den Bedürfnissen, Meinungen und Vorurteilen von ArbeiterInnen auseinander – etwa mittels unserer monatlich erscheinenden Betriebsflugblätter .

Seid nicht traurig – geht in euch!

Aber natürlich sind all diese Vorwürfe nicht zufällig gewählt. Die Abarbeitung an trotzkistischen Strukturen, die Kritik an vermeintlich personifizierter Kapitalismus-Kritik, der Hinweis auf 1938, garniert mit Spitzen gegen antiimperialistische Positionen in anderen Artikeln … es „antideutscht“ gewaltig in der Unique.

Nachdem die „antideutsche“ Strömung"[iv] kürzlich ihre bisherige Hochburg, die Studienrichtungsvertretung Politikwissenschaft, an ein auch von der RSO unterstütztes linkes Bündnis[v] verlor (und dort nun kein einziges Mandat mehr hält), folgt jetzt offenbar die beleidigte Retourkutsche. Nun, vielleicht sollten die RedakteurInnen besser auf die Studierenden beleidigt sein, die sie abgewählt haben und sich überlegen, warum sie kein Vertrauen mehr genießen?

Die KriegstreiberInnen schlagen nach links aus – wer schlägt alles mit?

Dass die „Antideutschen“ zwar kein Problem mit imperialistischen KriegstreiberInnen im Irak oder in Afghanistan, aber eines mit linken Strömungen in Österreich haben, ist bekannt. Doch gibt es neben einer jenseitigen Redaktion der „Unique“ auch eine politische Verantwortlichkeit. Die Exekutive an der ÖH Uni Wien wird derzeit von den Parteifraktionen GRAS (Grüne), VSStÖ (SPÖ) und KSV-LiLi (KPÖ) gestellt.

Und hier ist eindeutig eine Klarstellung nötig, ob diese Fraktionen politisch hinter den Anwürfen der von ihnen herausgegebenen Zeitung stehen. Sollten sie das nicht tun, wäre es an der Zeit, die Redaktionsverantwortlichkeiten so zu verändern, dass diese Zeitung nicht mehr als Medium zur Anschüttung anderer linker Strömungen dienen kann. Sollten sie aber hinter diesen Positionen stehen oder in noblem Schweigen verharren, haben sich GRAS, VSStÖ und KSV-LiLi genauso wie die Unique-Redaktion politisch dafür zu verantworten.

Abschließend wollen wir die Autorin des zitierten Artikels hiermit auffordern, im Rahmen einer Podiumsdiskussion – etwa im besetzten AudiMax, aber auch an jedem anderen Ort, den sie vorschlägt – die unterschiedlichen Konzepte und Meinungen vor Publikum zu diskutieren. Wir sind also gespannt auf eine Antwort der Unique-Redakteurin. Oder halten ihre Positionen einer direkten politischen Debatte nicht stand?