Uni-Proteste in Wien

Seit vorgestern halten hunderte StudentInnen den größten Hörsaal der Uni Wien – das Audimax – besetzt. AkivistInnen der RSO beteiligten sich an der Protestbewegung gegen die permanenten Verschlechterungen im Bildungssystem. Unter anderem haben wir folgendes Flugblatt verteilt.

Organisieren!

Nach Jahren der Flaute ist nun wieder das Audimax besetzt. Lange genug haben wir uns die Ver­schlech­terungen gefallen lassen! 

Was wir gerade erleben, ist das erhebenden Gefühl der Solidarität und der Macht der Masse. Wir sitzen nicht mehr auf unseren Sofas und beschweren uns über die kapitalistische Gesellschaft und all ihre Grausigkeiten, sondern wir haben uns endlich zusammengefunden, um gemeinsam dagegen zu kämpfen. Das ist zweifelsohne ein super Gefühl – das kann uns niemand mehr nehmen! 

Aber jetzt – mittendrin – stellen sich natürlich viele Fragen wie: Wie geht’s weiter? Wie weit sollen/können wir gehen? Wie kriegen wir die restlichen Studis dazu mit uns zu streiken?

Das sind alles schwierige Fragen. Dazu ist es zuallererst nötig sich die Gesamtsituation vor Augen zu halten. Die Besetzung ist ein Zeichen des Widerstands in Zeiten einer enormen Krise des Kapitalismus. Diese wird nicht nur auf uns Studierende abgewälzt, sondern auch auf viele andere Teile der Gesellschaft, auf die Arbeiterinnen und Arbeiter. Gleichzeitig findet eine Hetze gegen MigrantInnen und (was insbesondere uns Studis betrifft) auch eine Kampagne gegen Studierende aus anderen Ländern statt. Die „Problemlösungsstrategien“ á la Hahn heißen Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren. Darauf dürfen wir uns freilich nicht einlassen!

Ziel muss daher sein die Proteste weiter auszuweiten! Dazu ist ja schon einiges getan worden: Wahl eines Organisationsteams, Bildung von Arbeitsgruppen und Vernetzung mit Studierenden anderer Städte und Länder.

Hörsaalbesetzungen sind nicht genug. Um unsere Forderungen durchzusetzen, müssen wir auch ökono­mischen Druck auf die Regierung aufbauen, wir müssen die Regierung dort treffen wo es ihr weh tut.

Dazu müsste der Unibetrieb weiter lahmgelegt und damit den anderen Studis ihr unmittelbarer Druck auf der Uni (Prüfungen, Seminare…) abgenommen werden, damit sie sich mit uns solidarisieren können.  Und es geht darum, durch die Blockade der Forschungseinrichtungen die Regierung zum Handeln zwingen.

Dabei dürfen wir uns nicht gegen andere gesell­schaftliche Schichten ausspielen lassen, sondern müssen uns mit ihren Kämpfen solidarisieren und sie auf unsere Seite ziehen – so aktuell die Kindergarten­pädagogInnen, die Druckereibeschäftigten und Postan­gestellten.

Sollten wir unsere Forderungen jetzt nicht durchsetzen, sollten wir uns nicht entmutigen lassen. Was die letzten Stunden/Tage passiert ist, sollte als Wiederbelebung einer Widerstandskultur begriffen werden. Wir haben erlebt, wie stark wir gemeinsam sein können, und dass wir uns organisieren müssen. Und das nicht nur kurzfristig für ein paar Aktionen, sondern langfristig um Erfahrungen in Kämpfen gut reflektieren zu können, aus Fehlern zu lernen und eine kämpferische Tradition aufrecht zu erhalten.

Wir brauchen in unseren Kämpfen eine langfristige Orientierung und müssen uns für zukünftige Proteste organisieren. Um Kämpfe erfolgreich zu führen, ist es aber auch notwendig, dass wir das System, in dem wir leben, analysieren und eine klare Perspektive entwickeln, wie wir es überwinden können. In diesem Zusammen­hang machen wir unsere Veranstaltungsreihe „Revo­lutionärer Marxismus – in Theorie und Praxis“, zu der wir dich recht herzlich einladen!

 

Revolutionärer Marxismus in Theorie und Praxis

28.10.    Kapitalismus und Gesellschaft

4.11.       Antikapitalistische Praxis

11.11.    ArbeiterInnenklasse und Arbeit in Betrieben

18.11.    Sexismus, Rassismus et.al.

Immer um 19:00 im Hörsaal 48 im Hauptgebäude der Uni Wien

 

Außerdem wollen wir auf unsere Broschüre „Uniproteste und ÖH“ hinweisen, in der wir uns mit der Rolle von Wissenschaft im Kapitalismus auseinandersetzen und versuchen, die Lehren aus vergangenen StudentInnenprotesten zu ziehen. Die Broschüre gibt’s beim Infostand der RSO und auf im Webshop www.sozialismus.net .

 

 

Interesse? Fragen? Diskussionsbedarf?

Tritt mit uns in Kontakt!

 rso@sozialismus.net

unigruppe@sozialismus.net