Nokia: Kassiert und dicht gemacht

Rund 4.000 KollegInnen werden ihren Job verlieren, wenn Nokia Mitte 2008 sein Handywerk in Bochum dicht macht. Die Schließung betrifft rund 2.300 KollegInnen, die direkt bei Nokia arbeiten, laut der Tageszeitung "Die Presse" sind zusätzlich in dem Werk rund 500 LeiharbeiterInnen von Randstad und Adecco beschäftigt (nach anderen Angaben sind bis zu 1000 LeiharbeiterInnen im Werk betroffen). Weiters würde die Werksschließung rund 1000 KollegInnen bei Zuliefererfirmen und nochmals 200 Beschäftigte der Deutsche-Post-Tochter DHL betreffen.

Bevor das – gewinnbringende! – Werk geschlossen wurde, hat Nokia aber richtig abkassiert. Für das Werk Bremen hat der Konzern in den letzten Jahren bis zu 88 Millionen Euro Subventionen eingestreift. Die Bindungsfrist ist im September 2006 ausgelaufen. Danach hat Nokia sich ein wenig umgesehen. Obwohl in einem Handy laut Nokia nur 5% Personalkosten stecken, wurde mit dem Argument der Lohnkosten ein neues Werk in Rumänien aufgebaut. Und auch hier hat Nokia wieder kassiert: Im Jahr 2007 sind laut der deutschen Zeitung "Junge Welt" bereits 33 Millionen Euro an EU-Subventionen für die Infrastruktur eines "Nokia Village" in der rumänischen Region Cluj gezahlt worden.

Der Reingewinn von Nokia international stieg übrigens im 3. Quartal 2007 um 85 Prozent und übertraf damit die Erwartungen von AnalystInnen klar. Als Gewinn bedeutet das 1,56 Milliarden Euro. Im vierten Quartal stieg der Gewinn sogar nochmals weiter, für diesen Zeitraum weist das Unternehmen gar 2,7 Milliarden Gewinn aus. 2007 ergab das einen Gesamtgewinn von 7,985 Millarden Euro – um die AktionärInnen des Unternehmens müssen wir uns also keine Sorgen machen.

Die KollegInnen jedenfalls wehren sich gegen die Schließung: Nach Bekanntgabe der Pläne wurden am 16.01. spontan alle Zufahren zum Betrieb blockiert. Der Betriebsratsvorsitzende des Bochumer Opelwerkes, Rainer Einenkel, teilte vor Nokia-Beschäftigten mit, sein Gremium habe einstimmig einen Solidaritätsstreik beschlossen, falls das Werk tatsächlich geschlossen werde – ein wichtiger Schritt. Am 22.01. fand schließlich eine erste Großdemonstration in Bochum statt. 15.000 bis 20.000 Menschen nahmen daran teil. Neben der Belegschaft von Nokia Bochum und aus anderen Nokia-Werken wurde in allen drei Bochumer Opel-Werken ab 11h morgens nicht mehr gearbeitet, rund 2000 KollegInnen von Opel nahmen an der Demo teil (die KollegInnen von Opel Bochum sind bekannt kämpferisch). Diese Demonstration ist ein erster, wichtiger Schritt, dem allerdings weitere folgen müssen.

Die IG (Industriegewerkschaft) Metall ist jetzt um eine Verhandlungslösung bemüht, doch entscheidend wäre ein sofortiger Vollstreik, eine Betriebsbesetzung sowie eine Ausweitung und Vernetzung der Kämpfe. Letztlich aber ist eine Vergesellschaftung des Werkes die einzige richtige Antwort auf die Pläne von Nokia.