Fusion von AGM und AL

Mai 2007: Die Arbeitsgruppe Marxismus (AGM) und die AL-Antifaschistische Linke geben den Zusammenschluss der beiden Organisationen bekannt.

 

Gründung der Revolutionär Sozialistischen Organisation (RSO)

Die Arbeitsgruppe Marxismus (AGM) und die AL-Antifaschistische Linke geben den Zusammenschluss der beiden Organisationen bekannt. Nach einem über zwei Jahre immer mehr intensivierten Prozess von Diskussionen und Zusammenarbeit wurde die Fusion am 19. Mai 2007 vollzogen. Beide Organisationen kommen aus revolutionär-marxistischer, trotzkistischer Tradition und sind seit Jahren aktiv.

Die AL entstand 1999. Sie konzentrierte sich anfänglich stark auf antifaschistische und antirassistische Arbeit, insbesondere im Jugendbereich. Sie intervenierte intensiv in die Antiregierungsbewegung 2000 und spielte in antifaschistischen Die AGM bestand seit 1994. Sie hat sich anfänglich stark auf Beschäftigung mit theoretischen Fragen konzentriert und nur im Fall von größeren Bewegungen breiter interveniert (gegen NATO-Krieg gegen Jugoslawien 1999, gegen die Rechtsregierung von ÖVP und FPÖ in Österreich 2000). Sie hat in den 13 Jahren ihres Bestehens in der Reihe “Marxismus” 25 Bücher und etwa 50 Broschüren publiziert. Mit Entwicklung des politisch-theoretischen Profils und der zahlenmäßigen Vergrößerung (vor allem nach dem Jahr 2000) wuchsen auch die Möglichkeiten für Organisationsaufbau und systematischere Außeninterventionen. Neben der Herausbildung von Unterstrukturen in Wien (Jugend, Betrieb), begleitet von der Flugschriftzeitung “roter stern”, konnte schließlich auch eine Tätigkeit in Deutschland und in der Schweiz aufgenommen werden.

Mobilisierungen immer wieder eine zentrale Rolle. Um den Aufbau einer revolutionären Organisation und die Herausbildung eines stabilen Kaderkerns voranzutreiben, wurde in den letzten Jahren der Schwerpunkt verstärkt auf theoretische Ausbildung und Schulung gelegt. In einem etwa zweimonatigen Rhythmus gab die AL 40 Nummern der Zeitung “Morgenrot” heraus; sie arbeitete verstärkt auch mit ihrer website www.sozialismus.at. Unter der neuen Domain www.sozialismus.net wird sich in Zukunft die Homepage der RSO finden.

Bereits in der Bewegung gegen die österreichische Rechtsregierung im Jahr 2000 hatten AL und AGM sehr gut zusammengearbeitet und viele politische Übereinstimmungen festgestellt. In der Folge wurde schon damals ein Diskussionsprozess zwischen beiden Organisationen begonnen. Er wurde aber wieder abgebrochen, da die Differenzen in der Frage der Art des Organisationsaufbaus als zu groß eingeschätzt wurden.

Mit der Entwicklung beider Organisationen in den letzten Jahren unternahmen wir schließlich ab 2005 einen neuen Anlauf zu einer verstärkten Zusammenarbeit. Das betraf einerseits die Kooperation bei Interventionen und im Organisationsaufbau und andererseits die systematische Abklärung von politischen Positionen.

In Wien sind wir in den letzten zwei Jahren de facto auf allen Demonstrationen gemeinsam aufgetreten; als Beispiele seien die Maiaufmärsche, die Demonstration anlässlich des EU-Lateinamerika-Gipfels, die Proteste gegen den Besuch von George W. Bush oder die Mobilisierungen gegen die neue neoliberale Regierung unter sozialdemokratischem Kanzler genannt. Wir haben gemeinsame Veranstaltungen gemacht. Seit Herbst 2006 hatten wir bereits gemeinsame Unterstrukturen betrieben: zwei Lokalgruppen und eine Unigruppe in Wien. Das hat in der Praxis gemeinsamen Organisationsaufbaus die Entwicklung einer gemeinsamen Organisationskultur vorangetrieben.

Diese ganze Entwicklung war verbunden mit einer immer intensiveren inhaltlichen Diskussion und der Verabschiedung einer ganzen Reihe von gemeinsamen Dokumenten. Zu nennen sind hier die Thesen/Ergänzungsthesen zur Europäischen Union, die Thesen zu Zionismus/Palästina/Israel, eine umfassend diskutierte Broschüre zu Venezuela, Thesen zu Mittel- und Südamerika und die Thesen zur nationalen Frage. Weiters wurden gemeinsame Standpunkte in den Fragen des Organisationsaufbaus und der antifaschistischen Arbeit entwickelt. Auf der Fusionskonferenz beschlossen wurden schließlich die “Grundsätze der Revolutionär Sozialistischen Organisation (RSO)”.

Politische Grundlage der neuen Organisation sind auch folgende Texte: Einheitsfronten/Wahlen/Bündnisse, Thesen zu revolutionärer Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Thesen zum Antiimperialismus, Thesen der AGM-Jugend, Antikriegsbewegung und Islamismus, Von Seattle nach Genua, Marxistische Revolutionstheorie in der Arbeiter/innen/bewegung der letzten 150 Jahre, Teile von Sozialistischer und marxistischer Feminismus (Einleitung, Gimenez, Ergebnisse/Perspektiven), USA/EU/UNO: Raus aus dem Irak!, Die politische Situation in Österreich (2005), Marxistische Staatstheorie, Avantgardekonzept und revolutionäre Organisation.

Gemeinsam herausgegeben haben wir darüber hinaus Broschüren zu Zypern, zu “Antikapitalismus” von Rechts und zu Uniprotesten&ÖH sowie Stellungnahmen zum Libanonkrieg und zur neuen sozialdemokratisch-konservativen Regierung in Österreich und zu den Protesten dagegen. Ergänzt wurden diese gemeinsamen Publikationen durch einen intensivierten Artikelaustausch in Morgenrot beziehungsweise roter stern.

Die weitgehend fehlende Verankerung der subjektiv revolutionären Organisationen in den Betrieben und in der Arbeiter/innen/klasse kann aus unserer Sicht nicht durch die eine oder andere geschickte Kampagne oder über das Vehikel einer reformistischen Partei überwunden werden. Die RSO setzt auf einen langfristig angelegten und systematischen Organisationsaufbau, der sich auf theoretische Stärke und Kaderausbildung stützt und sich auf eine eigenständige politische Verankerung in der Klasse orientiert. Die Grundlage der Mitgliedschaft in unserer Organisation ist die aktive Mitarbeit auf gemeinsamen politischen Positionen. Realistische Einschätzungen über die eigenen Möglichkeiten beim Organisationsaufbau und beim Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen sind für uns wichtige Grundlagen für eine stabile Organisationsperspektive. Taktiken sind für uns keine abstrakten Parolen, sondern stets von den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen und insbesondere von der Stärke der revolutionären Organisation abhängig.

Die neue Organisation wird einerseits grundsätzliche marxistische Materialien produzieren und verbreiten, sich andererseits an relevanten Mobilisierungen beteiligen und dort, wo unsere Kräfte das erlauben, versuchen Ansätze einer systematischen Bereichsarbeit fortzusetzen. Die RSO hat ihren personellen Schwerpunkt eindeutig in Wien. Aber auch in Deutschland und der Schweiz wollen wir unseren Organisationsaufbau intensivieren. Darüber hinaus hat die Organisation auch einzelne Genoss/inn/en in anderen Ländern beziehungsweise in anderen Regionen Österreichs, wo wir aber aus Ressourcengründen bis auf weiteres zu keinem Aufbau in der Lage sind.

Sowohl in Österreich als auch in Deutschland und der Schweiz sind wir an der Zusammenarbeit und dem politischen Austausch mit uns nahe stehenden Organisationen und Gruppen interessiert. Die gegenwärtige Konzentration auf den deutschsprachigen Raum rührt für uns daher, dass wir eine revolutionäre Umgruppierung nur dann seriös finden, wenn sie ausreichend politisch-theoretisch ausgewiesen ist und wenn eine gegenseitige Überprüfung der Praxis möglich ist. Der Aufwand für Reisen und Übersetzungen von Dokumenten stellt für Organisationen unserer Größe ein Hindernis da. Dennoch ist der Aufbau einer revolutionären Internationale für uns eine zentrale Zielsetzung und wir haben auch heute schon Interesse an internationalem Austausch und Kooperation mit Organisationen, mit denen wir viele politische Positionen teilen. Auch für die nähere Zukunft schließen wir Annäherungsprozesse mit Organisationen in anderen Ländern nicht aus.

Mit allen uns ausreichend bekannten internationalen Strömungen mit revolutionärem Anspruch haben wir freilich so relevante Differenzen, dass wir uns nicht auf einer ernsthaften politischen Grundlage anschließen könnten. Wir haben aber auch nicht den größenwahnsinnigen Anspruch mancher Gruppierungen, dass nur wir alleine die “echten Revolutionäre” seien. Wir wollen unsere Differenzen mit anderen Organisationen nicht verwischen oder totschweigen, aber wir wissen auch, dass wir von Genoss/inn/en mit revolutionärem Anspruch in anderen Ländern/Kontinenten auch viele Dinge lernen können.

Wir sehen uns als Teil des Spektrums von subjektiven Revolutionär/inn/en, die nach bestem Wissen und Gewissen versuchen, eine revolutionäre Organisation zum Sturz der kapitalistischen Klassenherrschaft aufzubauen. Wir sind überzeugt, dass eine neue revolutionäre Internationale nur durch einen Umgruppierungsprozess in diesem Spektrum in Wechselwirkung mit neuen Erfahrungen und mit den Aktivist/inn/en von verschärften Klassenkämpfen entstehen kann. In diesen zukünftigen Prozess wollen wir mit einer politisch, organisatorisch und numerisch möglichst starken Organisation eintreten und für unsere Positionen kämpfen.

Wir denken, dass wir mit dem Zusammenschluss unserer beiden Organisationen auf einer prinzipienfesten und in der Praxis getesteten Grundlage unseren Zielen einen Schritt näher gekommen sind. Wir rufen all diejenigen, die bisher oder in der Vergangenheit im Umfeld der beiden Organisationen waren, die mit uns sympathisiert und/oder uns unterstützt haben, auf, sich in organisierter Weise in die neue Organisation einzubringen. Wenn du am Projekt des Aufbaus einer neuen revolutionären Organisation interessiert bist, dann tritt mit uns in Diskussion.

Beschlossen von der Fusionskonferenz am 19. Mai 2007