Zur Schändung der jüdischen Schule in Wien

Nach einem ungeheuren Vandalenakt an einer jüdischen Schule in Wien, bei dem nahezu 100 Fenster und Vitrinen sowie Waschbecken und WCs im 3stöckigen Schulgebäude zertrümmert wurden, wurde gleich versucht, den Vorfall zu verharmlosen, in dem man den Täter als einen gestörten Sonderling hinstellt, der ja ohnehin kroatischer Staatsangehöriger ist – mit Antisemitismus und Österreich also nichts zu tun hat!?

In der Nacht auf den 26. November ist der Vandale, der sich der Polizei später als Adolf Hitler vorgestellt haben soll, mit einer Eisenstange bewaffnet in die Lauder Chabad Schule im 2. Wiener Gemeindebezirk eingebrochen und hat auf Fensterscheiben, Vitrinen und andere Einrichtungsgegenstände eingeschlagen. Nach einer dreiviertel Stunde wurde er dann von der Polizei gestellt, was aber die Frage aufwirft, wie ein Einzelner einen derartigen Verwüstungsakt alleine vollbringen konnte. Obwohl sich der Täter bei der ersten Einvernahme deutlich antisemitisch gezeigt hatte ("Ich kann die Juden nicht leiden.", auf die Frage weshalb, meinte dieser nur das sei eine "zu lange Geschichte"), verkündete das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT), welches die Ermittlungen führt, dass hinsichtlich des Motivs "in alle Richtungen gedacht wird".

Nicht unbegründet hat die Jüdische Glaubensgemeinschaft, die diese Tat als Warnsignal versteht, große Besorgnis ausgedrückt. Nach einer Umfrage aus dem Jahr 2001 haben 57% der ÖsterreicherInnen eher und 11% sehr "negative Gefühle gegenüber Juden". Allein im Jahr 2005 wurden 143 antisemitische Übergriffe in Österreich registriert, davon 4 körperliche. Kein Wunder, wird doch der Antisemitismus hierzulande kräftig von rechten Medien und den rechtextremen Parteien FPÖ und BZÖ, die mit eindeutigen Codes wie "Ostküste" (steht für das angeblich "mächtige Weltjudentum") operieren angeheizt. Und die SPÖ? Anstatt als größte Kraft der österreichischen ArbeiterInnenbewegung jedweden Rassismus und Antisemitismus entschieden zu bekämpfen, paktiert diese Partei auch noch mit der extremen Rechten. (Wir erinnern an die Koalition der SPÖ mit der Haider-FPÖ (heute BZÖ) in Kärnten.)

Leon Zelman vom Jewish Welcome Service erinnert daran, dass erst vor kurzer Zeit des Novemberpogrom gedacht wurde, wo von den Nazis am 9.11.1938 jüdische Einrichtungen verwüstet, und zahlreiche Juden/Jüdinnen ermordet wurden. Ephraim Zuroff vom Simon Wiesenthal Center in Israel ist nicht überrascht, dass "solche Dinge in einem Land passieren, das einen kroatischen Nazi-Kriegsverbrecher schützt." Zuroff spielt damit auf Milivoj Asner an, dem in Kroatien ein Prozess gemacht werden sollte, jedoch wurde von österreichischen Behörden die Auslieferung verweigert.

Unter dessen wurde am 1. Dezember bekannt, dass bereits vor einigen Wochen auch der in Bau befindliche islamische Friedhof durch das Aufmalen von 23 großen schwarzen christlichen Kreuzen geschändet wurde. Nach einem Brandanschlag unmittelbar nach einer Imame-Konferenz im Frühjahr ist dies bereits die zweite Schändung in diesem Jahr. Dies ist kein Zufall, nimmt doch auch der Rassismus gegen Menschen aus dem arabischen Raum immer mehr zu.

Die Gefahr des Antisemitismus und des Rassismus wird durch dessen Leugnung und Verharmlosung nur noch größer. Es darf nicht sein, dass solche Anschläge in der Öffentlichkeit ignoriert werden und einfach einzelnen "durchgedrehten Spinnern" in die Schuhe geschoben werden, die mit der österreichischen Realität bzw. der politischen Stimmung in Österreich nichts zu tun haben sollen.