Haiders Spielball

Viele, vor allem regionale Kärntner Medien, haben bereits über die Skandale rund um die Wörtherseebühne berichtet. Doch worum geht es eigentlich? Und was hat Landeshauptmann Haider, der angebliche Kämpfer gegen die Misswirtschaft, mit der ganzen Sache zu tun?

 In einer Prüfung deckte der Rechungshof kürzlich eine ganze Reihe von Versäumnissen auf. Die Schlussfolgerung ist klar: Haider dürfte gänzlich unfähig sein, seriös mit Steuergeldern umzugehen. Zu allem Überfluss fehlte ein Kontrollorgan, das die Aktivitäten rund um die Seebühne hätte überwachen können, gänzlich.

Für den (Beinahe-)Intendanten Zanella wäre eine Jahresgage von 189.000 € geplant gewesen. Im Vergleich: die bekannteren und renommierteren Festspiele in Bregenz und Salzburg kamen mit Jahresgagen von 140.000 € und 155.000 € (immer noch eine stattliche Summe) mit beträchtlich geringeren Mitteln aus. Doch das ganze Projekt "Wörtherseebühne" scheint vielmehr eine von Jörg Haider, der ja wie er selbst sagte "persönlich" für dieses Projekt verantwortlich ist, inszenierte Vetternwirtschaft ersten Grades zu sein. Ein Indiz ist nicht zuletzt, dass ca. 20% der Karten Freikarten sind (im Vergleich zu ca. 2-3 % bei den Bregenzer und Salzburger Festspielen).

Die Subventionen des Bundes lagen bei sage und schreibe 1,6 Mio. Euro, das Land Kärnten steuerte dem noch ca. 1,4 Mio. Euro für die Seebühnenbetreibergesellschaft Cine Culture Carinthia (CCC) bei. Weitere Summen, die schockieren, aber anscheinend ohne schlechtes Gewissen aus dem Steuergeld bezahlt wurden: An die italienischen "Tosca"-Produzenten (deren Stück, sieht man von den BesucherInnen mit Freikarten ab, vor einer "Geisterkulisse" gespielt wurde) gingen 1,5 Mio. Euro (!). 125.000 Euro gingen an Zanellas "Spartacus"-Aufführung, die Reisekosten für CCC-MitarbeiterInnen betrugen alles in allem ca. 325.000 Euro. Allein der "Rechts-und Beratungsaufwand" (was immer man darunter verstehen soll) betrug 325.000 Euro! All diese Summen liegen weit über dem für ein Projekt dieser Größenordnung vertretbaren. Doch die Schuld an diesen ganzen Dilemma trifft nicht nur Landeshauptmann Haider. Auch Kunststaatssekretär Morak (ÖVP) wollte sich bislang nicht zu den Ereignissen, die ja auch von den Geldern des Bundes finanziert wurden, äußern.

Doch die Verprassung unserer Steuergelder soll laut Jörg Haider auch 2006 weitergehen: 600.000 Euro sollen verwendet werden, und das, obwohl versprochen wurde keinen Cent mehr auszugeben. Nun ja, der selbsternannte Kämpfer für den "kleinen Mann" dessen vorgebliches Ziel es immer war, dem Privilegienrittertum und der Steuerverschwendung den Kampf anzusagen, unterscheidet sich eben um keinen Deut von Parteibonzen anderer Couleurs.

Selbstverständlich wenden wir uns nicht gegen Kultureinrichtungen, im Gegenteil, Subventionen für Kultur sind höchst sinnvoll und notwendig. Doch das darf kein Freibrief für Geschenke an FreundInnen des Landeshauptmanns sein. Und auf der Wörtherseebühne wird wohl nichts all zu Kritisches gespielt werden – steht die Bühne ja, unter den Fittichen von Landeshauptmann Jörg Haider! Eine Zensur die uns durchaus bekannt ist, Kulturpolitik heißt eben Selektion. Was Rang und Namen hat ist willkommen oder wird durch Geldgeschenke, Fernsehminuten und anderer Publicity willkommen gemacht, während die freie Theaterszene und alles was allzu progressiv oder oder gar fremd ist, abgedreht wird.