25. November: Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Jahr um Jahr erstatten mehr Frauen Anzeige gegen gewalttätige Männer. Meistens handelt es sich dabei um den Ehemann, Lebenspartner oder um einen nahen Verwandten. International ist – laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – Gewalt die häufigste Todesursache von Frauen zwischen 16 und 44 Jahren.

1960 wurden die drei Schwestern Mirabal aus der Dominikanischen Republik auf Grund ihres politischen Engagements zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Sie waren im Untergrund tätig und hatten sich an Aktivitäten gegen den kapitalistischen Diktator Trujillo beteiligt. Während der Gefängnisstrafe wurden sie vom militärischen Geheimdienst gefoltert, vergewaltigt und schließlich ermordet. Auf einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen im kolumbianischen Bogotá im Jahr 1981 gedachten die Teilnehmerinnen dieser ermordeten Frauen und riefen das Todesdatum der Geschwister – den 25. November – zum Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen aus.

Stätte des Terrors

Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gewalt die häufigste Todesursache von Frauen zwischen 16 und 44 Jahren und rangiert damit vor Krebs oder Verkehrsunfällen1. Kein Wunder, dass Betroffene ihr Haus oder ihre Wohnung als "Stätte des Terrors" bezeichnen, schließlich sind rund 90% der Gewalttäter Personen, die der betroffenen Frau bekannt sind. Es kann nicht von einer spezifischen Gruppe gesprochen werden, welche von Gewalt betroffen ist, da Männergewalt ganz unabhängig von Einkommen, Bildungsniveau, geographischer Lage oder Alter anzutreffen ist.

Dabei üben die Täter unterschiedliche Formen von Gewalt aus: körperliche, sexuelle, psychische, soziale (z.B. Isolation) oder ökonomische Gewalt.

Zu den Strategien von gewalttätigen Männern gehören unter anderem:

– Liebesgeständnisse nach den Misshandlungen,
– "Versöhnungen" durch sexuelle Handlungen,
– seelische Erpressung, den Selbstmord androhen,
– Versprechungen machen sich zu ändern,
– appellieren an Gewissen und Mitleid der Frau

Männer betrachten ihre Handlungen oft als Selbstverständlichkeit (ein Aspekt dabei ist, dass sie oft selbst in ihrer Kindheit Gewalt erfahren haben). Folglich wird Gewalt als ein übliches, aber doch tabuisiertes Mittel angesehen, um den eigenen Willen durchzusetzen. Ein Großteil der Männer dürften sich aber durchaus über ihr Fehlverhalten bewusst sein, wie ist ein Versprechen, sich zu ändern, sonst zu deuten? Diese "Einsicht" hilft den von Gewalt betroffenen Frauen aber nur wenig, die Veränderung tritt ebenfalls nur in den seltensten Fällen ein.

Frauen, die jahrelang mit einem gewalttätigen Mann zusammen wohnen, tragen oft dauerhaft psychische Schäden davon. Mögliche Folgen können Introvertiertheit, Schüchternheit und Ängstlichkeit sein. Es kann zu einer chronischen Traumatisierung kommen, die sich bis ans Lebensende zieht, diese kann auf etwaige Kinder reflektieren.

In vielen Fällen fühlen sich Frauen schuldig und denken, dass sie bzw. eine Handlung von ihnen der Grund für die Aggression ihrer Lebenspartner sind. Um weitere Schläge zu vermeiden, versuchen einige Frauen sogar, so wenig wie möglich mit ihrem Lebenspartner zu kommunizieren. Der Schritt an die Öffentlichkeit oder zu Gericht wird nicht nur wegen daraus resultierenden Nachteilen (finanzielle Abhängigkeit, Drohungen, etc.) oft nicht getan, sondern eben, weil sich die Frau schuldig und als Ursache für das Verhalten des Mannes sieht.

Es geht ums Ganze

Viele Hilfsmaßnahmen (mehr dazu im Kasten "Mehr Infos") können Frauen, die bereits von Gewalt betroffen sind, eine Hilfestellung geben. Gewalt zu verhindern, vermögen diese nicht, da der Kern des Problem in der strukturellen Unterdrückung von Frauen in dieser Gesellschaft liegt. Frauen werden von Kindheit an auf verschiedene Weise benachteiligt, unterdrückt und auf ihre klassischen Rollen reduziert, die offene Gewalt gegen Frauen ist hier "nur" der letzte Schritt.

Es muss öffentlich gezeigt werden, dass auf jeden Fall der schlagende Mann die Verantwortung zu tragen hat – nicht die Frau. Ein guter Zeitpunkt dafür ist der 25. November, der "Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen", an dem weltweit Aktionen geplant sind. Gewalt gegen Frauen muss öffentlich gemacht werden, denn sie ist nie privat!