Sodom und Gomorra – Kinderpornographie im Priesterseminar St. Pölten zufügen?

Der Mann war auch schon einmal schlagkräftiger. "Buben-Dummheiten" wären es gewesen, meint er, "keine so geschmackvollen Dinge". Bischof Kurt Krenn ist das Lachen vergangen. 40.000 Photos und zahlreiche Filme, zum Teil hartpornographischen Inhalts, hat die Kripo St. Pölten auf den Computern der Schüler des St. Pöltener Priesterseminars gefunden. Darunter auch der Krenn Berater Wolfgang Rothe, abgelichtet bei einer innigen Kussszene mit einem Priesterseminaristen…

Weiters besteht Verdacht auf Kinderpornographie auf 9 beschlagnahmten PCs, die zum Teil nur so von heruntergeladenen Pornoseiten überschwemmt sind. Doch das ist nicht alles. Von "polternden Saufgelagen" ist die Rede, die mit dem Grölen von "Naziparolen" verbunden gewesen sein sollen

All das hat jetzt ein Zusammenschluss – teils hoher – kirchlicher Würdenträger der Erzdiözese St. Pölten ans Licht gebracht. Man wollte das Doppelleben nicht länger mitspielen. Kurt Krenn dürfte hierbei eine nicht allzu vorteilhafte Rolle übernommen haben. "Er habe die Ermittlungen nicht gerade gefördert" heißt es von Seiten der Kripo St. Pölten. Wie auch immer. Einmal mehr wird in dieser Affäre die scheinheilige Doppelmoral der katholischen Kirche – die sich wie ein roter Faden durch ihre nun zweitausendjährige Geschichte zieht – offensichtlich.

Während man im Spätmittelalter den Armen ihren letzten Pfennig aus der Tasche presste, um sie von ihren Sünden zu "befreien" (Ablasshandel), feierten Renaissance-Päpste Orgien. Die Kirche verurteilt noch heute Schwule und Lesben auf das schärfste, und sieht in der Homosexualität eine Krankheit, von der die darunter leidenden Menschen auch wieder geheilt werden können. Gleichzeitig versuchen sich Priesterseminaristen als Porno-Filmer.

Auf keinen Fall wollen wir uns jetzt einer reaktionären homophoben Hetzjagd anschließen. Als fortschrittlich denkende Menschen verteidigen wir das Recht auf freie Ausübung der Sexualität, egal ob homo- oder heterosexuell. Für uns ist es verständlich, dass Menschen ihr Bedürfnis nach Sexualität ausleben wollen, erst recht wenn sie für ihr Leben lang einem absurden Zölibat (welches ja überdies eine ureigene Erfindung der Amtskirche ist) unterworfen sind. Was jedoch nichts mit Kinderpornographie oder dem Schreien von Naziparolen zu tun hat, was wir auf das Schärfste verurteilen.

Zu beachten ist auch die heuchlerische Scheinheiligkeit der katholischen Kirche. "Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Greuel ist, und sollte beide des Todes sterben" heißt es im Alten Testament.(2) Vom Papst abwärts sprechen sich nahezu alle hohen kirchlichen Würdenträger immer und immer wieder gegen die gleichgeschlechtliche Liebe aus. Auch für Kurt Krenn ist Homosexualität eine "Sünde". Versucht hie und da ein einzelner Priester das Eis zu brechen, so wird er "zurechtgestutzt", was nicht schwer fällt in der katholischen Kirche, einer Organisation, die in etwa so demokratisch aufgebaut ist, wie die NSDAP. Dabei würden z.B. laut einer, im Jahr 2001 von der Utrechter Universität durchgeführten Umfrage 56% der katholischen Priester in Holland eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft in ihrer Kirche segnen, im Privaten würden dies sogar 83% der Befragten tun.(3)

Homosexualität ist innerhalb der Kirche weit verbreitet. Das Hamburger Abendblatt schreibt von Schätzungen nach denen in den Industrienationen nahezu 50% der Priester schwul sind. Gesamtgesellschaftlich beträgt der Anteil an Homosexuellen etwa 5-10%. Was aber macht die Kirche? Schweigen und heucheln. Für das ,was in St. Pölten aufgedeckt wurde, würde Kurt Krenn jedeN NormalbürgerIn zum Teufel wünschen. Aber hier sind es plötzlich "Buben-Dummheiten". Kein Wunder, dass sich da der Trend der massenhaften Kirchen-Austritte der letzten Jahre munter fortsetzt. Allein in der Erzdiözese St. Pölten legten im Jahr 2001 ganze 2654 Menschen ihr Religionsbekenntnis ab. Österreichweit waren es in der selben Zeit 33.857 Personen. (4)

Natürlich soll das jetzt nicht heißen, dass eine Kirche, die Homosexualität gutheißt und vielleicht sogar plötzlich die Gleichstellung von Frauen proklamiert so viel besser wäre. Nein, die katholische Kirche war stets ein Hemmschuh des menschlichen Fortschritts, und so wird dies auch noch jahrzehntelang bleiben. Da kann es schon sein, dass sich "fortschrittliche" ChristInnen am "Austrian Social Forum" in Linz beteiligen. Aber dürfen sie dort nicht bloß als linkes Feigenblatt für konservative Dinosaurier wie Kurt Krenn oder den Salzburger Erzbischof Georg Eder herhalten?

Als MarxistInnen treten wir für einen konsequenten Atheismus ein. (Auch wenn wir die Freiheit auf Religionsausübung und den Glauben vieler Menschen an Gott respektieren). Als VertreterInnen des Materialismus stützen wir uns auf eine konkrete wissenschaftliche Analyse unserer Welt anstatt an etwas "Überirdisches" zu glauben. Wir müssen und können hier und jetzt etwas verändern, anstatt auf ein erlösendes Jenseits zu warten. Es gilt sich von der Religion als "dem Opium des Volks" (Marx) zu lösen und gegen alles Irrationale und Idealistische (5) aufzutreten. Denn was nützt uns das angebliche Paradies im Himmel, wenn wir das Paradies auf Erden haben könnten?

Fußnoten:

1) Zölibat: Verbot für sämtliche katholische Geistliche Beziehungen einzugehen. Es wurde im 6. Jahrhundert eingeführt.
2) Leviticus 20, 13
3) www.wikipeda.org / Katholische Kirche / Morallehre / Homosexualität
4) Zentralstelle für kirchliche Statistik
5) Idealismus: Diese Lehre stellt den Geist und das Bewusstsein des Menschen über alle materiellen Dinge. Zur Erklärung der Welt sind daher zeitlos existierende Formen von Bewusstsein und Geist notwendig – etwa Gott oder andere übernatürliche Kräfte. Im Gegensatz dazu besagt der Materialismus, dass sich das Bewusstsein der Menschen aus ihrem realen Sein, also aus Erfahrungen und Einflüssen auf ihre Leben, erklärt.

Quellen:
Standard, Profil, Kurier