Balkanföderation & Arbeiterbewegung, Teil 2 (M 19)

Im Westen steht der Balkan oft als Synonym für Chaos, Wildheit, Zerstückelung und explosive Konflikte. Dieses Bild, das durch Politiker und Historiker gleichermaßen geschaffen wurde, diente immer wieder auch zur Rechtfertigung imperialistischer Interventionen in Südosteuropa, bei denen es dann um die Herstellung von "Ordnung", um Befriedung und neuerdings auch um Demokratie und Menschenrechte geht. Mit dem Vertrag von Dayton 1995 und dem Krieg gegen Jugoslawien 1999, mit der Schaffung von NATO-Protektoraten in Bosnien, Kosovo und Mazedonien ist auch heute wieder eine imperialistische Neuordnung des Balkans im vollen Gange.

Mit unserer Arbeit "Balkanföderation & Arbeiterbewegung" wollen wir zeigen, dass weder endlose nationalistische Bürgerkriege im Blut der Balkanvölker liegen noch eine imperialistische Beherrschung der Region unvermeidlich ist. Wir arbeiten heraus, dass die Arbeiter/innen/klasse des Balkans auch über eine internationalistische Tradition verfügt, bei der es um den gemeinsamen Kampf der Ausgebeuteten in allen Völkern gegen ihre herrschende Klasse und die imperialistische Durchdringung geht und die positive Ansatzpunkte für die Zukunft bietet.

Im ersten Band unserer Arbeit ging es um die Positionen der balkanischen Arbeiter/innen/bewegung vor dem Ersten Weltkrieg, die von unentwickelten Revolutionskonzeptionen und den reformistischen und sozialpatriotischen Tendenzen in der internationalen Sozialdemokratie beeinträchtigt waren. Nichtsdestotrotz hatten die serbischen und bulgarischen Sozialdemokrat/inn/en einen beachtlichen internationalistischen Geist hervorgebracht, hatte sich in der Gegend um Saloniki eine bemerkenswerte multinationale Arbeiter/innen/bewegung herausentwickelt.

Die vielversprechendste Chance für die Arbeiter/innen/klasse des Balkans stellte dann freilich 1920 die Gründung der "Kommunistischen Balkanföderation" dar, um die es im hier vorliegenden zweiten Band unserer Arbeit geht. Die Mehrheit der Arbeiter/innen/bewegung des Balkans, in Bulgarien ebenso wie in Jugoslawien, in Griechenland ebenso wie in Rumänien, schloss sich nun dem linken, internationalistischen Bewegung der neu entstehenden Kommunistischen Internationale (Komintern) an.

Wir zeichnen in diesem Band die Herausbildung und Entwicklung der Kommunistischen Balkanföderation bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges nach. Wir gehen dabei auch auf die Konflikte zwischen den verschiedenen KPen des Balkans ein, auf ihre Positionen zur nationalen Frage und ihre Konzepte eines föderierten Balkans. Wir zeigen, wie sich die Bürokratisierung der Komintern auf die Balkanparteien auswirkte, wie der Balkan seit Mitte der 1920er Jahre zu einem Exerzierplatz für die Zick-Zack-Politik der stalinistischen Komintern-Führung wurde, wie die Chance der Kommunistischen Balkanföderation verspielt wurde.

Mit diesem zweiten Band unserer Arbeit legen wir die erste ausführliche Dokumentation über die Geschichte der Kommunistischen Balkanföderation in deutscher Sprache überhaupt vor. Im abschließenden dritten Teil von "Balkanföderation und Arbeiter/innen/bewegung" planen wir eine Darstellung der Diskussion im und nach dem Zweiten Weltkrieg und der Pläne von Tito und Dimitroff 1945/1948, eine genauere Auseinandersetzung mit der mazedonischen Frage und schließlich eine Aufarbeitung der Erfahrungen des jugoslawischen Föderationsmodells.

 

 Balkanföderation & Arbeiterbewegung
Teil 2: Diskussionen in der Kommunistischen Internationale
Marxismus Nr. 19
Jänner 2002, 372 Seiten 14 Euro
ISBN 3-901831-15-0
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