Europride 2001: Gleiche Rechte für Schwule & Lesben!

Am 30.Juni ist es wieder soweit. Zigtausende homo-, bi- und heterosexuelle Menschen werden bei der Regenbogenparade auf die Straße gehen, um für die Gleichstellung von Schwulen, Lesben und Transgendern zu demonstrieren. Es wird das große Finale des Europride 2001 sein, das heuer in Wien stattfindet.

Während es aber in anderen Ländern bereits selbstverständlich ist, dass homosexuellen Menschen die Möglichkeit gegeben wird, zu heiraten, wird in Österreich noch immer die Abschaffung des leidigen §209 diskutiert. Den Auftakt zu dieser Großveranstaltung wird am 1. Juni die Beflaggung des Donauturms mit einer 60 Meter langen Regenbogenfahne bilden. 30 Tage lang werden in Österreich Aktionen stattfinden, um auf die Diskriminierung homosexueller Menschen hinzuweisen. Aus ganz Europa werden sich die verschiedensten Menschen in Wien versammeln um gemeinsam zu feiern und zu protestieren.

Scheiß Schwuchteln?

Doch warum das Ganze? Noch immer werden Menschen in Österreich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von der Gesellschaft und sogar vom Staat diskriminiert und strafrechtlich verfolgt. Der Höhepunkt des Ganzen ist der sogenannte “209-er”. Der §209, der einem über 19-jährigen Mann sexuelle Handlungen mit einem unter 18-jährigen verbietet. Erst kürzlich wurde ein Mann zu einer Freiheitsstrafe mit anschließender Verwahrung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher (dies könnte bei entsprechenden psycha-trischen Gutachten auch lebenslänglich bedeuten) verurteilt, nur weil er Sex mit einem 16-jährigen hatte. Zum Vergleich: wäre das “Opfer” ein Mädchen gewesen, hätte kein Staatsanwalt Anklage gegen den “Täter” erhoben. Denn während das Schutzalter bei schwulen Paaren bei 18 liegt, können heterosexuelle und lesbische Paare bereits ab 14 tun und lassen, was sie wollen.

Die offizielle Begründung ist eine sehr merkwürdige. Während bei Männern ein eindeutig sexueller Akt vorliege, ähnle die gegenseitige Befriedigung zweier Mädchen eher der “Körperpflege”. Die (inoffizielle) Wahrheit, dürften wohl einige sehr abstruse Phantasien etwas älterer Politiker sein. Denn noch immer empfindet ein großer Teil der (männlichen) Bevölkerung den sexuellen Akt zwischen Frauen als etwas Erregendes, während der sexuelle Akt zwischen Männern einen gewissen Ekel hervorruft.

Verfassungswidrige Praktiken

Nicht erst einmal wurde die österreichische Regierung vom europäischen Verfassungsgericht darauf aufmerksam gemacht, das dieses Vorgehen gegen die Menschenrechte verstößt und somit verfassungswidrig ist. Auch die sich so liberal gebende SPÖ wollte dieses aus dem 19.Jahrhundert stammende Gesetz nicht ändern. Und die Chancen, dass dies unter schwarz-blau geschieht sind geringer denn je, auch wenn mit Susanne Riess-Passer, ein Vorstandsmitglied der LAMBDA (Homosexuellenvereinigung, Anm.) in der Bundesregierung sitzt. Dies dürfte allerdings nur eine Alibiaktion der FPÖ sein, um der Öffentlichkeit zu zeigen, das auch sie ein durchaus fortschrittliches Weltbild vermitteln können. Die bittere Wahrheit ist allerdings das reaktionäre Familienbild, daß die freiheitliche Partei vertritt. Für diese Entscheidung wurde LAMBDA in der linken Schwulenszene dementsprechend kritisiert.

Abnormal?

Trotz wachsender Aufklärung wird Homosexualität noch immer von Vielen als etwas Unnatürliches empfunden. Nach dem Mord an einem homosexuellen Studenten in den USA verbreitete eine erz-christliche Gruppierung per Internet, dass Homosexualität eine größere Sünde als Mord sei.

Doch die katholische Kirche hierzulande ist, was dieses Thema betrifft, ja angeblich schon viel fortschrittlicher geworden. Für sie ist Homosexualität nur mehr eine heilbare Krankheit. Gut zu wissen. Doch als ob diese Form der Diskriminierung noch nicht genug wäre, werden heutzutage leider noch immer viele homosexuelle Menschen Opfer von körperlicher Gewalt. Oft schrecken die Täter noch nicht einmal vor Mord zurück. Und da noch immer eine negative Meinung über Homosexuelle her-rscht, trauen sich viele Opfer nicht, Anzeige zu erstatten.

Mensch sollte meinen, dass Homosexuelle zumindest in ihrer Familie auf Halt und Akzeptanz bauen könnten, doch dem ist leider nicht so. Dadurch wird oft auch die letzte Hoffnung zerstört und sie sind wieder mit ihren Problemen allein. Viele Menschen wurden so schon in den Selbstmord getrieben.

Doch die Schwulen und Lesben schweigen nicht mehr. Mit den international stattfindenden alljährlichen Demonstrationen zur Wiederkehr des Aufstandes in der Christopher Street, wo sich 1969 in New York Schwule gegen die Staatsrepression wehrten, tritt die Bewegung selbstbewußt an die Öffentlichkeit. In Österreich wird der CSD (Christopher Street Day), also die Regenbogenparade in diesem Jahr als Abschluß von Euro-pride gefeiert.

Die Regenbogenparade am 30.Juni, bei der bis zu 200.000 Menschen erwartet werden, soll die Menschen aufklären, damit die Diskriminierung und Ausgrenzung homosexueller Menschen ein Ende findet. Start dieses Events wird um 14h beim Parkring am Stadtpark sein. Auch die Antifaschistische Linke wird auftreten um gemeinsam gegen Homophobie zu kämpfen. Treffpunkt der AL am 30. Juni: 13.30 U3 Station Stubentor.

Anmerkung:
Viele solcher Artikel wurden und werden von Menschen geschrieben, die die Probleme homosexueller Menschen nur aus Büchern und Erzählungen kennen. Auch wenn es ungewöhnlich für einen Zeitungsartikel ist, möchte ich als Autor anmerken, dass ich die Sorgen und Probleme Homosexueller kenne, da ich meines Zeichens selbst schwul bin und täglich mit Vorurteilen zu kämpfen habe.