Die letzten Jahre und Jahrzehnte waren nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Teilen Europas, durch Angriffe des Kapitals auf die ArbeiterInnenklasse gekennzeichnet. Die Ausweitung von Leih- und Zeitarbeit spielte dabei eine wichtige Rolle.
Die Gewerkschaftsbürokratie der großen Gewerkschaften ist schon viel zu lange in das kapitalistische System eingebunden, als dass sie kämpferischen Widerstand organisiert hätte. Ganz im Gegenteil schien und scheint es den Gewerkschaftsbossen nur noch darum zu gehen, die Streiktage zu minimieren, um so dem „eigenen“ Standort beziehungsweise Land nicht zu schaden.
Dementsprechend konnte kaum eine Attacke auf erkämpfte Errungenschaften abgewehrt werden. Eine zentrale Rolle der neoliberalen Agenda der letzten Jahre in der BRD spielte der Ausbau eines schlecht bezahlten Niedriglohnsektors, in dem Kündigungsschutz weitestgehend unbekannt ist. Neben „Ein-Euro-Jobs“ und „Minijobbern“ ist hier vor allem die Leih- beziehungsweise Zeitarbeit wichtig.
Das Prinzip Leiharbeit
Die Leiharbeit, welche erst seit 1971 gesetzlich erlaubt ist, funktioniert nach einem einfachen Prinzip. Leiharbeitsfirmen stellen ArbeiterInnen an und vermieten diese dann an andere Unternehmen weiter. Diese Funktionsweise erlaubt es den KapitalistInnen, Lohnabhängige jederzeit einstellen und wieder entlassen zu können und spielt somit eine wichtige Rolle im „flexiblen“ Arbeitsmarkt. Es wird den Unternehmen also leicht gemacht, die Schranken des Arbeitsrechts zu umgehen. Jürgen Pipp, Eigentümer einer Papierverarbeitungsfirma, bringt das gut auf den Punkt: „Die Probezeit kann ich durch die Leiharbeit auf unbestimmte Zeit verlängern“, bekennt er offen.
Aktuelle Situation
Die Leiharbeit erlebte in den letzten Jahren einen wahren Boom. Um die Jahrtausendwende vor zehn Jahren gab es rund 330.000 LeiharbeiterInnen; 2004 waren es knapp 400.000 und inzwischen sind es fast eine Million.
Die jüngste Erholung der Konjunktur bedeutete am Arbeitsmarkt vor allem eine erhöhte Nachfrage nach LeiharbeiterInnen. So wurde laut Bundesagentur für Arbeit im Juni dieses Jahres jedes dritte Jobangebot in der Zeitarbeitsbranche ausgeschrieben. Als Folge stieg der Anteil an Leiharbeitsposten an allen neuen Stellen im Juni um fast zehnauf 34 Prozent. Das bedeutet, dass zurzeit circa jede dritte Anstellung in der BRD über eine Leiharbeitsfirma läuft und Leiharbeit zunehmend feste Anstellungsverhältnisse verdrängt und verdrängt hat.
Unsere Arbeitsbedingungen
Der Ausbau der Leiharbeit hat zweifellos zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen geführt. So zeigt eine Studie des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass ArbeiterInnen, die über eine Leiharbeitsfirma angestellt wurden, durchschnittlich ein Viertel (!) weniger Lohn bekommen als vergleichbare andere MitarbeiterInnen. Deutlich wird das auch daran, dass zehntausende KollegInnen zusätzlich zu ihrem Lohn auf Leistungen des Staates angewiesen sind, da ihr Gehalt zum Leben kaum ausreicht. Ermöglicht wird das durch das Fehlen von Mindestlöhnen.
Hinzu kommt, dass die meisten Beschäftigungen nach nur drei Monaten schon wieder beendet werden und nur jedeR zehnte Lohnabhängige seinen Arbeitsplatz länger als ein Jahr behält. Insgesamt „schaffen“ nur sieben Prozent den langfristigen Übergang in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis. Die Konsequenz ist, dass eine einigermaßen sichere Lebensplanung für viele von uns kaum mehr möglich ist.
Gesetzesverstöße der Firmen
Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass viele Unternehmen sich nicht an Gesetze und Tarifverträge halten. So hat sich die Zahl der Bußgeldverfahren zwischen 2005 und 2008 mit 2139 Fällen mehr als vervierfacht. Besonders beliebt bei den Unternehmen scheint es zu sein, die geltenden Tarifverträge zu umgehen beziehungsweise diese falsch anzuwenden. So wird zum Beispiel oftmals im Krankheitsfall kein Lohn fortgezahlt, Urlaubsansprüche oder Urlaubsgeld werden nicht gewährt, Sozialversicherungsbeiträge werden unzureichend oder verspätet gezahlt. Nicht wenige KapitalistInnen versuchen also, ihre Profite illegal auf dem Rücken der ArbeiterInnen zu vermehren und verschärfen damit die schon bestehenden Ausbeutungsverhältnisse.
Unsere Antwort: Klassenkampf!
Gerade in der Branche der Leiharbeit ist der Druck auf uns und unsere KollegInnen natürlich enorm. Daher ist es umso schwieriger, gegen die Machenschaften der KapitalistInnen vorzugehen. Um für unsere Rechte zu kämpfen, müssen wir uns daher gemeinsam organisieren und gemeinsam planen, wie wir den Angriffen des Kapitals begegnen. Vereinzelt und alleine sind wir machtlos und dem Handeln unserer Bosse schutzlos ausgeliefert. Wenn wir uns aber zusammenschließen und uns solidarisch mit unseren KollegInnen zeigen, dann sind wir stark! Nur wenn wir geschlossen als Klasse denken und handeln, werden wir die Macht der KapitalistInnen brechen können.