Solidarität mit den ukrainischen BergarbeiterInnen!

Im westukrainischen Poltawa ist ein großer Arbeitskampf ist im Gange zwischen den MinenarbeiterInnen und dem internationalen Bergbaukonzern Ferrexpo Plc. Die ukrainischen Bergleute brauchen internationale Solidarität.

Ferrexpo Plc ist einer der Weltmarktführer im Abbau von Eisenerz. Der Konzern betreibt unter anderem ein Bergwerk in der Westukraine. Alle drei Schichten im Tagebau in der Stadt Komsomolsk, mehr als 300 ArbeiterInnen je Schicht, sind jetzt in den Arbeitskampf involviert. Einige LokomotivführerInnen und ArbeiterInnen der Eisenerzverarbeitungsfabrik sind dem Streik aus Solidarität beigetreten.

Die Aktion begann am 1. August, als die ArbeiterInnen in der Erzaufbereitungsgrube über Tage ihren Dienst nach Vorschrift aber verlangsamt aufnahmen. Die Aktion begann damit, dass die Transport-Lkw-FahrerInnen auf ihrem Weg nach unten in den 305 Meter tiefen Steinbruch die Geschwindigkeit der Fahrzeuge reduzierten von normalen 40-45 km/h auf sicherere 10-15 km/h. Bagger und Bulldozer-, sowie Bohr-TechnikerInnen machten aus Solidarität auch bei der Aktion mit.  Innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der Aktion war die Gesamtproduktion auf weniger als 60% des normalen Produktionsvolumens gefallen. Diese Auswirkungen des ArbeiterInnen-Widerstandes gehen weiter. Nun sind fast ein tausend ArbeiterInnen in die Aktion einbezogen und sie verlieren jetzt etwa 40% des Gehalts wegen Unterbietung der Produktionsnormen.

Die Ursache des Arbeitskampfes war eine kürzliche Neubewertung der Arbeitsplätze, welche die ArbeiterInnen im Tagebau aus der "ersten Liste" (was bedeutet, dass sie schwerer Arbeitsbelastung ausgesetzt sind) in die "zweite Liste" verschob. Dies bedeutet die Abschaffung einer Reihe von Vorteilen: * Das Rentenalter wird von 50 auf 55 Jahre angehoben. * Die für die volle Pension benötigte Arbeitsdauer wird von 20 auf 25 Jahre heraufgesetzt. * Die erforderliche Dauer der Betriebszugehörigkeit bei Schwerlast-Arbeitsplätzen wird von 10 auf 12,6 Jahre angehoben. * 10 Tage des jährlichen Urlaubanspruches werden gestrichen.

Die Evaluation erfolgt alle fünf Jahre, nach der Vorherigen blieben die ArbeiterInnen in der "ersten Liste“. Seitdem sind ihre Lastwagen älter geworden, während die Mine sogar noch tiefer wurde. Trotz der Tatsache, dass die Klassifizierung von Arbeitsplätzen in Gefahrenkategorien eine Missachtung des ukrainischen Rechts ist haben alle rechtlichen Versuche dagegen vorzugehen zu langwierigen und ungelösten Gerichtsverfahren geführt.

Im vergangenen Jahr hat das Management Lügen und Erpressung eingesetzt, um die Produktionsraten zu erhöhen, aber jedes Mal wurden am Ende des Monats die Raten erhöht und die ArbeiterInnen erhielten ihre verdienten Bonuszahlungen nicht. Zur Erfüllung der Quoten müssen LKW-Fahrer regelmäßig die gesetzlichen Tempolimite überschreiten. 

Das Unternehmen betrachtete die Produktion immer noch als zu langsam.  Das Unternehmen nutzte dies, um den ArbeiterInnen ihre Bonuszahlungen zu verwehren. Der fragliche Bonus konnte bis zu 1000 UAH betragen, ein erheblicher Anteil des Durchschnittseinkommens, welches 4500 UAH beträgt. Inzwischen haben während der letzten zwei Jahre die Einkommen der ArbeiterInnen fast um das vierfache abgenommen aufgrund von Inflation und Abwertung der Währung. Der Arbeitstag hingegen wurde erhöht, von 8 auf 12 Stunden pro Tag.

In Reaktion auf diese unerträgliche Situation geht der Arbeitskampf weiter; Schliesst man aus Ergebnissen der ersten Woche, ist das Management nicht begierig darauf, nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Bei jedem Schritt hat die Betriebsleitung versucht den Streit eskalieren zu lassen.

Nach dem ArbeiterInnen den Beginn ihrer Tätigkeit in den Medien angekündigt hatte, hat die Ferrexpo eigene Presseabteilung eine Desinformationskampagne ins Leben gerufen, welche die Aktion der ArbeiterInnen diffamiert.  

Die Verwaltung appellierte auch an die örtlichen Behörden, und Aktivisten erhielten Vorladungen von der örtlichen Staatsanwaltschaft. Es scheint, dass die Behörden als AgentInnen des Unternehmens handeln, um die ArbeiterInnenn einzuschüchtern. Einer der ArbeiterInnenführer wurde gefeuert. Einige ArbeiterInnen wurden von der Arbeit suspendiert.Repressionen gegen ArbeiterInnen nehmen zu.

Jetzt hat das Unternehmen 70 LKW Fahrer aus einer anderen Stadt als Streikbrecher angeheuert und brachte sie unter der Bewachung von Privatdetektiven in einem Hotel in Komsomolsk unter. Jeden Tag bringen mit Kalaschnikow-Maschinengewehren bewaffnete private Wachen den Streikbrecher-Konvoi zum Steinbruch und zurück zum Hotel und lassen keine Möglichkeit zu, zu ihnen zu sprechen. (Es sei darauf hingewiesen, dass Maschinengewehre offiziell für private Wachleute in der Ukraine verboten sind.)  Im Moment ist es den Streikbrechern noch nicht gelungen die Produktion zu steiger, weil sie sich schwer darin tun die schweren Muldenkipper zu fahren.  Es ist klar, dass es unmöglich wäre den Ausstoss ohne ernste Gefahr für das Leben der ArbeiterInnen zu erhöhen. Aber wie es ausschaut kümmert sich das Unternehmen nicht um mögliche Todesopfer.

Trotz alledem, die Streikenden sind entschlossen, sie tun ihr Möglichstes zur Aufrechterhaltung des Kampfes im Angesicht der Einschüchterung und des Streikbruchs durch Ferrexpo Plc. Das Management, welches nicht den Anschein macht, als wolle es auf die Forderungen der ArbeiterInnen eingehen, zahlt für tägliche Veröffentlichungen in den internationalen Medien, in welchen den LeserInnen einkolossales Umsatzwachstum versichert wird. Diese Prahlerei ist besonders zynisch, da jeder weiß, dass diese Einnahmen durch die Überausbeutung der ArbeiterInnen durch das Unternehmen zustande kommen.

Der Arbeitskampf dauert an bis zur vollständigen Erfüllung der Forderungen der ArbeiterInnen, die wie folgt lauten: * Eine Erhöhung der Löhne um mindestens 50%. * Tieferlegung täglichen und monatlichen Output Quoten Anforderungen entsprechend Kriterien der Sicherheit und den tatsächlichen, menschlichen Fähigkeiten. * Wiedereinführung der "ersten Liste" und aller wichtigen sozialen und Rentenleistungen für alle ArbeiterInnen des Bergwerks.

Diese Aktion ist eindeutig durch das Unternehmen und seine freche Unwilligkeit, sinnvoll mit den Arbeitern zu verhandeln, provoziert. Ferrexpo Poltava Mining CEO Viktor Lotous sagte der ArbeiterInnen, dass sie "Clowns" seien und riet einem Fahrer "seine Frau zu wechseln", wenn er für die Familie nicht aufkommen kann.

Die Poltava Bergleute brauchen internationale Solidarität, um Ferrexpo zu zwingen die Repression zu stoppen, ernsthaft zu verhandeln und die gerechten Forderungen der ArbeiterInnen zu sichern.

 

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Ferrexpo hat einen Hauptsitz in Baar im Kanton Zug. Ihre Schweizer Adresse ist:

Ferrexpo plc
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Switzerland
 
Telefon: +41 41 769 3660 
 

Für Telefonanrufe (anonym oder aus Telefonkabinen) und Post, welche sie auf die Missstände in der Ukraine aufmerksam machen sind sie sicher dankbar!

Dieser Bericht und Solidaritätsaufruf stammt ursprünglich von der britischen PermanentRevolution. Der Text wurde von Sebastian Osthoff übersetzt und adaptiert.