Die Teuerungswelle und mögliche Antworten

Die hohen Spritpreise kosten uns bei einer Urlaubsfahrt in den Süden gleich einmal so viel wie ein bis zwei Urlaubstage. Hinzu kommen die steigenden Lebensmittelpreise: Okay, wenn es sich um ein paar Luxusartikel drehen würde. Aber nein, es geht um Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Reis etc. In (Wahlkampf-) Zeiten wie diesen ist das für die Politiker ein gefundenes Fressen: Sie versprechen, was das Zeug hält. Halten werden ihre Versprechen freilich nicht…

In Wirklichkeit sind nicht alle gleichermaßen von den massiven Preissteigerungen betroffen. Für einen Schlosser oder eine Verkäuferin sind die gestiegenen Spritpreise viel Geld – unsere Chefs können das locker bezahlen, wenn sie nicht sowieso in Dienstautos chauffiert werden. Ähnliches gilt bei den Lebensmittelpreisen. Von der so genannten „Dritten Welt“ noch ganz zu schweigen, wo diese Preissteigerungen Menschen das Leben kosten.

PolitikerInnen, JournalistInnen und vorneweg „die“ Wirtschaft erzählen uns Tag für Tag, dass das knapper werdende Rohöl für die steigenden Energiepreise verantwortlich ist. Was sie uns nicht erzählen ist, warum wir angesichts dieser altbekannten Tatsache nach wie vor auf das knappe Gut Öl setzen. Ein Umstieg würde den großen Öl- und Automobilkonzernen gehörig gegen den Strich gehen – und dementsprechend treten ihre Lobbys in den Regierungen auf.

Energie und Lebensmittel

Indirekt stecken die steigenden Energiepreise auch hinter den steigenden Lebensmittelpreisen: Unglaubliche 80 Prozent der Anbaukosten entstehen aus der Nutzung von Öl und Gas. Sowohl die Produktion von Düngemitteln als auch von Pestiziden basiert auf Erdöl. Landwirtschaftliche Maschinen verbrauchen Sprit, genauso wie der Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen ölabhängig ist.

Neben der Erdölabhängigkeit der Landwirtschaft treibt auch der Boom um den Agrosprit die Lebensmittelpreise in die Höhe. Was hier als ökologische Alternative zum Öl gehandelt wird, ist in Wirklichkeit reine Geschäftemacherei auf dem Rücken der Umwelt und der Mehrheit der Bevölkerung. Die Unsinnigkeit hinter dem „Bio“sprit-Konzept wird klar, wenn man sich vor Augen hält, dass für die Produktion einer Tankfüllung „Bio“sprit soviel Getreide nötig ist, wie ein Mensch zur Ernährung in einem Jahr braucht. Eine unfassbare Menge also, für deren Produktion es wiederum massig Öl braucht…

Dem nicht genug, heizen die Spekulationen auf Lebensmittel die Preise zusätzlich an. Für die SpekulantInnen ist die beschriebene Situation äußerst profitabel. Je knapper das Angebot an Nahrungsmittel ist, also je mehr Menschen in der „Dritten Welt“ hungern und je weniger wir uns hier aufgrund der hohen Preise leisten können, umso mehr kassiert eine kleine Minderheit.

Dabei sind nicht nur die SpekulantInnen die „Bösen“, letztlich basiert unsere ganze Wirtschaft darauf, dass nicht nach den Bedürfnissen der Mehrheit der Menschen produziert wird, sondern allein nach Profitinteressen. Dass bei gleichzeitiger Lebensmittelknappheit und Hunger tonnenweise Lebensmittel weggeworfen werden, nur um den Preis stabil zu halten, ist nur ein Ausdruck dieser kapitalistischen Logik.

Mögliche Antworten

Um gegen die steigenden Lebensmittelpreise vorgehen zu können, braucht es zum Beispiel festgesetzte Höchstpreise für alle Grundnahrungsmittel – subventioniert aus Steuern für die Reichen und Superreichen in unserem Land. Da diese Maßnahme den Lebensmittelkonzernen vermutlich nicht passen würde, bedürfen sie einer Kontrolle. Wir ArbeiterInnen selbst müssen Organisationen aufbauen, die für deren Umsetzung sorgen – und sie, wenn sie sich weigern, enteignen.

Auch im Transportwesen könnten sinnvolle Maßnahmen gesetzt werden. Nicht nur aus sozialen, sondern auch aus ökologischen Gründen muss der ohnehin aus Steuergeldern finanzierte öffentliche Verkehr erstens massiv ausgebaut werden und zweitens für alle gratis sein. Anstatt bloßer Lippenbekenntnisse braucht es eine wirkliche Umstellung auf die Förderung ökologisch sinnvoller Energien, angefangen vom Motor beim Auto bis hin zum Wohnbau. Zudem muss mit dem Transportwahnsinn Schluss sein. Es kann nicht sein, dass Waren über den ganzen Erdball verschickt werden, nur weil es irgendwelchen Konzernen Profite einbringt.

Die KapitalistInnen und ihre Regierungen werden nichts von dem umsetzen – auch wenn man heute das eine oder andere versprochen bekommt. Mit dem  Kreuzerl am Wahlzettel allein werden wir wieder von vorn bis hinten verarscht werden. Um wirklich etwas zu erreichen, braucht es den Druck einer kämpferischen ArbeiterInnenbewegung in Österreich und international.