Der Rausch des Klassenkampfs. Über Alkohol, Drogen und ArbeiterInnenbewegung

Drogen sind Teil unserer Lebensrealität. Mit Nikotin, Alkohol oder Medikamenten haben fast alle schon einmal zu tun gehabt, vor allem unter Jugendlichen sind auch andere – illegalisierte – Drogen beliebt. Doch wie stehen die ArbeiterInnenbewegung und die Linke zu diesem Phänomen? Ein historischer Überblick und der Versuch einer Standortbestimmung.

In Österreich leben ca. 2 Millionen RaucherInnen, ca. 325.000 Alkoholabhängige, ca. 130.000 Medikamentenabhängige und ca. 15.000 Opiatabhängige. Nikotin ist also die mit Abstand am meisten verbreitete Droge in Österreich, rund 17 Milliarden Zigaretten werden jährlich im Lande geraucht. Abzüglich der 1,3 Millionen Kinder unter 15 Jahren in Österreich (von denen nur wenige rauchen) ist also ca. 1/3 der erwachsenen Bevölkerung in mehr oder weniger umfangreichem Ausmaß nikotinabhängig. Rund 5% der erwachsenen ÖsterreicherInnen sind chronische AlkoholikerInnen und rund 10% der Bevölkerung erkranken im Laufe des Lebens an Alkoholismus. Zum Vergleich: Der Anteil der 15-54-Jährigen, die als “problematische OpiatkonsumentInnen” gelten, macht 0,4% aus, es wird davon ausgegangen, dass der Anteil der Personen, die – gleich bleibende Bedingungen vorausgesetzt – im Laufe ihres Lebens von illegalen Drogen abhängig werden, um 1% liegt.

Die Folgewirkungen des Konsums vor allem der legalen Drogen sind enorm: Über 14.000 Menschen sterben in Österreich jährlich an den Folgen von Nikotinkonsum, 10.000 an den Folgen des Alkoholkonsums (zum Vergleich: rund 200 Menschen sterben an den Folgen des Konsums illegalisierter Drogen). Hunderttausende Menschen, die ernsthaft erkranken oder deren Leben sich durch den Konsum von Nikotin oder Alkohol dramatisch verkürzt, sind hier noch keineswegs eingerechnet.

Hinter dem Konsum dieser Drogen steckt eine gigantische Industrie mit umfangreichen Interessen. Die Gallaher-Gruppe, zu der die privatisierte Austria-Tabak gehört, ist der sechstgrößte Tabak-Konzerne der Welt und machte 2005 einen Umsatz von 15 Milliarden US-Dollar. Allein Österreichs Brauereien machten 2005 einen Umsatz von über 1 Milliarde Euro. Einflussreiche Gruppen profitieren also vom Konsum dieser Drogen, werben für sie (wobei vor allem Jugendliche eine Zielgruppe sind) und versuchen, die Verbreitung zu ermöglichen und zu verbessern.

Trinken und funktionieren

Die ArbeiterInnenbewegung war früh gezwungen, sich mit der Drogenproblematik, konkret mit dem starken Alkoholkonsum in der ArbeiterInnenklasse auseinanderzusetzen. Durch die Einführung der Kartoffel in Mitteleuropa hatte sich ab dem 18. Jahrhundert der Branntwein als wichtigstes Rauschmittel der bäuerlichen Bevölkerung durchgesetzt. Er war billig und hatte einen hohen Alkoholgehalt und wurde als Erwärmungs- und Stärkungsmittel bei der Arbeit genutzt.

Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung wurden immer mehr Bauern/Bäuerinnen zu ArbeiterInnen. Schnapskonsum war während der Arbeit alltäglich und unter den Bedingungen von Verelendung entwickelte sich ein spezifisches Trinkverhalten. Alkohol half, die Härte und Dauer der Arbeit sowie die schlechten hygienischen Bedingungen der Arbeitsplätze zu ertragen. Unternehmer ließen in der Frühzeit der Industrialisierung in ihren Fabriken sogar – oft unter Abzug von Lohn – Schnaps an die ArbeiterInnen austeilen, um die Arbeitsleistung kurzfristig zu erhöhen. Allerdings waren betrunkene ArbeiterInnen zu komplexeren Tätigkeiten unfähig (die im Laufe der Zeit zunahmen) und verursachten schneller Unfälle. Aus diesen Gründen gingen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Kapitalisten dazu über, den Alkoholkonsum in ihren Produktionsstätten zu bekämpfen, um die Produktivität der bei ihnen beschäftigten ArbeiterInnen zu erhöhen.

Der Fortzug aus dem Herkunftsort führte zum Verlust der tradierten sozialen Bindungen von Familie und Dorf, und durch die in der Industrie sich nach und nach durchsetzende strikte Trennung von Arbeits- und Freizeit (die sich z.B. im Verbot von Gesprächen während der Arbeit äußerte) wurde Erholung immer mehr zur Privatsache. Die typische proletarische Wohnung aber bot wenig Raum und Komfort, somit zogen viele Proletarier es vor, ihre Abende in Kneipen zu verbringen. Hier bot sich mit dem Alkohol ein billiges und schnell wirkendes Mittel zur Kompensation der Mühen und Sorgen von Arbeit und Alltag.

Dies galt aber vor allem für das männliche Proletariat. Die Arbeiterfrauen waren von dieser Entwicklung stark betroffen. Die schlechtere Entlohnung und die Selbstverständlichkeit, mit der ihnen die Sorge um Haushalt und Kinder übertragen wurde, ließen ihnen gar nicht die Möglichkeit zum exzessiven Trinken und zum Wirtshausbesuch. Ein trinkender Gatte bedeutete für sie Verminderung des knappen Haushaltsgeldes, fehlende Hilfe im Haus und eine Minderung der Arbeitskraft des Mannes, die die Haupteinnahmequelle der Familie darstellte. Auch gewaltsame Übergriffe von Arbeitern gegen ihre Ehefrauen und Kinder waren gerade unter Alkoholeinfluss keine Seltenheit. Die weiblichen Mitglieder des Proletariats hatten somit allen Grund, den Alkoholkonsum ihrer Männer abzulehnen und wurden so zu bevorzugten Agitationsobjekten vor allem der bürgerlichen und kirchlichen Mäßigkeits- und Abstinenzvereine.

“Ein denkender Arbeiter …”

In der ArbeiterInnenbewegung gab es anfänglich zwei Schulen: die eine meinte, Alkohol sei Privatsache, die andere setzte die “Alkoholfrage” in Verhältnis zur Frage des politischen Kampfes. Friedrich Engels hatte sich bereits 1830 erstmals dazu geäußert und schrieb über die ausgebliebene Revolution in Deutschland 1830: “Es wäre nicht das einzige Mal, dass der Schnaps den preußischen Staat gerettet hat.” Ausführlicher beschäftigte er sich dann in “Die Lage der arbeitenden Klasse in England” mit dieser Frage, wo er die sozialen Gründe, die zur Trunkenheit führten, sehr gut herausarbeitete: “Der Arbeiter kommt müde und erschlafft von seiner Arbeit heim; er findet eine Wohnung ohne alle Wohnlichkeit, feucht, unfreundlich und schmutzig; er bedarf dringend einer Aufheiterung, er muß etwas haben, daß ihm die Arbeit der Mühe wert, die Aussicht auf den nächsten sauren Tag erträglich macht (…) es ist die moralische und physische Notwendigkeit vorhanden, daß unter diesen Umständen eine sehr große Menge der Arbeiter dem Trunk verfallen muß.”

Teile der Sozialdemokratie maßen der so genannten “Alkoholfrage” große Bedeutung bei. Sie sahen den Alkoholkonsum als Hindernis im Klassenkampf, als Einschränkung der sittlichen Tauglichkeit der ArbeiterInnen zu theoretischer Reflexion und politischer Praxis und organisierten sich in Verbänden wie dem Arbeiter-Abstinenten-Bund (AAB) in Österreich oder dem Deutschen Arbeiter-Abstinenten-Bund (DAAB). Der DAAB meinte, dass die Abstinenz der Bewusstseinsbildung dienen solle; sie sollte den Zustand der “stumpfsinnigen Zufriedenheit, die der Normalzustand des Trinkers ist” beseitigen, wollte also sozusagen die ArbeiterInnen fit für den Klassenkampf machen.

Der Verband kritisierte, dass der Alkohol der Gesundheit, der finanziellen Lage und der Disziplin des Arbeiters und damit der Aktionsfähigkeit der gesamten Klasse schade, und ging dabei teilweise so weit, den Alkohol als bewusst eingesetztes Mittel der Bourgeoisie gegen die Sozialdemokratie zu bezeichnen (wir können nicht überprüfen, ob das stimmt. Fakt ist jedenfalls, dass in den späten 60ern in den USA tatsächlich von der Regierung Heroin und Kokain in die schwarzen Viertel gepumpt wurde). Der DAAB zeigte bereits früh auch den “Trinkzwang” und die “Trinksitten” auf, nach denen es als “unmännlich” galt, bei Zusammenkünften keinen Alkohol zu konsumieren. Der DAAB hatte auch konkrete Vorschläge: er empfahl die Einrichtung eigener Räumlichkeiten ohne Trinkzwang mit Hilfe des Geldes, das man durch den Verzicht auf Kneipenbesuche sparen könnte, die Nutzung der “Macht der KonsumentInnen” durch die Bestellung alkoholfreier Getränke im Wirtshaus und die Förderung alkoholfreier Wirtschaften. Auch eine Gasthausreform strebte der DAAB an, die Gasthäuser in die Hände der Gemeinden setzen und ihnen so die Möglichkeit geben sollte, diese ohne Profitabhängigkeit (und also ohne “Trinkzwang”) zu betreiben.

Auf der anderen Seite stand August Bebel, der Alkohol 1899 eher zu einer Privatsache erklärte (dies aber später revidierte): “Wenn die Parteigenossen in Bezug auf den Alkoholverbrauch meinem persönlichen Beispiel folgen wollten, dann würden die Wirte sehr schlechte Geschäfte machen. Aber nach meiner Ansicht haben wir als Partei die Alkoholfrage nicht zu erörtern […] Wir dürfen die Parteitätigkeit nicht in Kleinkram verzetteln.” Am Bremer Parteitag 1904 einigte sich die deutsche Sozialdemokratie schließlich auf eine Linie, die die “ungeheuren Schädigungen, welche der Alkohol der Arbeiterschaft verursacht” erkannte und es “im Interesse des Fortschreitens unserer Bewegung für unbedingt erforderlich, [erklärte] den Alkoholmissbrauch in der Arbeiterschaft zu bekämpfen.”

Auch in Österreich warb die Sozialdemokratische Partei (SDAP) mit dem, ihrem Gründervater Viktor Adler zugeschriebenen, Satz: “Ein denkender Arbeiter trinkt nicht, ein trinkender Arbeiter denkt nicht.” In den zwanziger Jahren forderte die SDAP staatliche Kontrollen der Erzeugung und Vertrieb alkoholischer Getränke. Ihre Jugendorganisation, die SAJ, setzt durch, dass in Österreich an Jugendliche vor dem 16. Lebensjahr in der Öffentlichkeit kein Alkohol ausgeschenkt werden durfte (was bis heute gilt). Der Arbeiter-Abstinenten-Bund existiert übrigens in Form der “Aktion 0,0 Promille”, einer unbedeutenden Nebenorganisation der SPÖ, bis heute. Gleichzeitig zur offiziellen Politik der SDAP, später der SPÖ, war und ist der Konsum von Alkohol in Partei- und Gewerkschaftslokalen während der Treffen absolut üblich (zumeist haben diese Treffen allerdings sowieso keinen politischen Charakter und sind vor allem Vorbereitung von Heurigenabenden oder Ausflugsfahrten).

Blau im Roten Oktober

In Russland waren Alkohol-Konsum und -Exzesse ein enormes Problem, was dadurch begünstigt wurde, dass der beliebteste Alkohol der hochprozentige Wodka war (und ist). Auch während der Oktoberrevolution von 1917 gab es große Probleme. Im Winterpalast von Petrograd wurden enorme Alkoholvorräte gefunden, Tausende wollten sie plündern. Die Prawda schrieb am 2.12.1917: “Sie wollen unsere Bewegung in Pogrome und die Soldaten der Revolution in eine betrunkene Horde verwandeln.” Schließlich gab Trotzki den Befehl, alle Weinvorräte in ganz Petrograd zu vernichten. Später beschrieb er, wie “der Wein durch die Gossen in die Newa floss und den Schnee durchtränkte. Die Betrunkenen leckten ihn direkt aus den Gossen auf.”

Auf Basis – nicht nur – dieser Erfahrung hatte die russische Revolution ein ausgesprochen prohibitives Element, Herstellung und Verkauf alkoholischer Getränke waren bis Mitte der 20er verboten. Lenin erklärte am 10. Parteitag 1921, dass die sozialistische Regierung den Alkoholhandel nicht dulden würde, denn er führe Russland zurück zum Kapitalismus und nicht vorwärts zum Kommunismus.

Zur Finanzierung des Staates schloss Lenin dann 1922 “ungeachtet ernster moralischer Bedenken” die Einführung des staatlichen Weinmonopols nicht mehr aus. Das führte zu einer großen Debatte in der Partei, die orthodoxeren Kräfte waren dagegen. Trotzki bestand darauf, die Prohibition als “eherne Errungenschaft unserer Revolution” zu retten und erklärte: “Zwei gewichtige Tatsachen haben dem Arbeiterleben ein neues Gesicht verliehen: der Achtstundentag und die Einstellung des Schnapsverkaufes.” Erst unter Stalin wurde der Wodka-Verkauf dann wieder legalisiert.

Die 60er Jahre: “Lucy in the sky with diamonds”

“Lucy in the sky with diamonds” sangen die Beatles in den 60ern …und meinten damit LSD. Das gesellschaftliche Aufbegehren dieser Zeit äußerte sich auch in neuen Drogen und einem offenen Umgang mit ihnen. THC-Produkte (Haschisch, Marihuana), Kokain, Heroin und das stark halluzinogene LSD prägten diese Zeit. Teilweise wurde das als Teil des politischen Alltags begriffen: es gab nicht nur kollektive Sitzstreiks (“Sit-Ins”) und öffentliche Liebesbezeugungen (“Kiss-Ins”), sondern auch Smoke-Ins, bei denen gemeinsam gekifft wurde. Teile der “Neuen Linken” fanden also einen anderen Zugang zu Drogen als die traditionelle ArbeiterInnenbewegung. Diese Entwicklung war eine sehr verständliche Reaktion auf den reaktionären Mief der 50er und 60er. Dennoch war es wohl mehr ein breiter kultureller Aufbruch als eine tatsächlich politische Bewegung.

Die Gruppen, die dem Proletariat näher waren, somit mehr mit den Problemen des Konsums konfrontiert waren, hatten auch ein höheres Problembewusstsein. So ist es wohl kein Zufall, dass in der US-amerikanischen Black Panther Party (BPP) von den 26 Grundregeln für Mitglieder der BPP, die jedes Parteimitglied wörtlich auswendig kennen musste, gleich die ersten drei das Thema Drogen zum Inhalt hatten (erst Punkt 10 besagte, dass alle Mitglieder das Programm kennen mussten.).

Die Regeln, die damals aufgestellt wurden, sind klar und logisch: Kein Parteimitglied durfte Narkotika oder Marihuana in seinem Besitz haben, während es für die Partei arbeitete und kein Parteimitglied durfte bei der täglichen Arbeit für die Partei betrunken sein; das Injizieren von Narkotika war ein Ausschlussgrund. Die Warnungen waren wohlbegründet. Denn die BPP und die schwarzen Ghettos wurden vom FBI bewiesenermaßen gezielt mit Heroin unterwandert, um so die Kampfkraft der Schwarzenbewegung zu schwächen. Sogar der BPP-Führer Huey P. Newton wurde nach seiner aktiven Zeit heroinabhängig. Hier war also die Warnung des DAAB Wirklichkeit geworden.

Insgesamt brachten die 1960er neue Drogen, die breiten Einzug in die Jugendkultur fanden. Vor allem THC-Produkte und LSD, zweiteres später abgelöst von diversen Designerdrogen, wurden für Teile der Jugend nicht unübliche Rauschmittel.

Für ein Recht auf Rausch

Es bedarf kaum einer Debatte, dass die meisten Drogen gesundheitsschädlich sind. Das teilen sie allerdings mit vielen anderen Gebrauchsmitteln von Schokolade bis Mobiltelefonen (wo die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt), ist also an sich noch kein Grund zur Verteufelung. Im Gegensatz zu anderen Gebrauchsgegenständen sind Drogen allerdings bewusstseinsverändernd. Die Palette reicht dabei vom schwach bewusstseinsverändernden Nikotin bis hin zu stark wirkenden Drogen wie LSD, Heroin oder einigen natürlichen Rauschdrogen (Drogen im Sinne der Medizin sind im Übrigen nur Stoffe, die körperlich abhängig machen. THC ist also im medizinischen Sinn keine Droge, wird aber hier dennoch mitdebattiert, da es eindeutig Fälle von psychischen Abhängigkeiten gibt und THC bewusstseinsverändernd wirkt).

In der ArbeiterInnenklasse gibt es heute eine hohe Akzeptanz der drei großen legalen Drogen Nikotin, Alkohol und Medikamente, wovon die ersten beiden als Kulturdrogen unseres Kulturkreises gelten können. Illegalisierte Drogen werden sehr unterschiedlich akzeptiert. THC hat hier eine weit höhere Akzeptanz als andere und entwickelt sich langsam zu einer neuen Kulturdroge, die auch perspektivisch in den meisten (west-)europäischen Ländern entkriminalisiert und de facto legalisiert werden wird. In der ArbeiterInnenjugend sind auch andere Drogen durchaus akzeptiert, vor allem so genannte Designerdrogen.

Wir kämpfen gegen die Repression gegen Süchtige. Der Konsum von Drogen ist zu entkriminalisieren. Welche Drogen legalisiert werden können, welche unter Aufsicht abgegeben werden sollten und welche verboten bleiben sollen, sollte vom Sucht- und Gefährdungspotential abhängen (so gibt es einige wenige Drogen wie Crack, wo eine Abhängigkeit schon beim ersten Konsum möglich ist und die keiner freien Verbreitung unterliegen sollten). Die wenigen dann noch illegalisierten Drogen werden massiv an Interesse verlieren, weil es eine breite Variation legaler Drogen mit ähnlicher oder gleicher Wirkung geben wird. Diese sollten in Apotheken und unter staatlichem Monopol und staatlicher Kontrolle abgegeben werden, so dass 1. die Reinheit und Qualität sichergestellt ist und 2. private Geschäftemacherei ausgeschlossen ist. Für die Konsumation der Drogen müssen Räume bereitgestellt werden, z.B. “SpritzerInnenzimmer” für Heroinabhängige und eine geschützte Umgebung für den Konsum von Halluzinogenen, damit Menschen die Möglichkeit haben, ihre Drogen in einem sicheren Umfeld zu konsumieren (wenn sie dies wünschen).

In Bezug auf Nikotin müssen wir eine möglichst rauchfreie Umgebung schaffen und wollen Aufklärungskampagnen über die Gefahren des Konsums anstatt auf Kinder und Jugendliche zielende Werbekampagnen der Tabakkonzerne. Nikotin ist eine breit verankerte und enorm gesundheitsgefährdende Droge mit hohem Suchtpotential.

Saufen für den Sozialismus?

Wir stehen für ein “Recht auf Rausch”. Wir sehen das Element von Drogen als Genussmittel und wissen, dass sie niemand konsumieren würde, wenn dieser Konsum subjektiv nicht angenehm wäre. Gleichzeitig weisen wir aber die Idee zurück, dass Berauschung an sich etwas Propagierenswertes wäre. Weil die ArbeiterInnenklasse in großen Teilen etwas akzeptiert oder konsumiert, muss das noch lange nicht für die kämpferische Linke gelten oder als Vorbild oder Ausrede dienen.

Wir sind uns durchaus bewusst, dass die ArbeiterInnenbewegung die Diskussion über den Konsum von Drogen nicht aus Spaß geführt hat, sondern weil Drogen ein reales Problem für viele Menschen aus der ArbeiterInnenklasse darstellen. Hunderttausende Menschen erkranken allein in Österreich an den großen legalen Rauschdrogen, zehntausende Menschen sterben jährlich daran. Insgesamt stellen wir also fest, dass wir den Konsum von Drogen grundsätzlich für nichts Propagierenswertes halten, da wir die möglichen physischen und psychischen Folgeschäden und das Risiko der Abhängigkeit kennen.

Wir akzeptieren, dass wir nicht in einer drogenfreien Welt leben. Wir fördern allerdings ein Verhalten, das langfristig zu keinen psychischen oder körperlichen Schäden führt, und sind uns bewusst, dass es auch eine Vorbildwirkung gibt. Wir kennen auch die Folgewirkungen für die politische Aktivität. So sind bei vielen Demonstrationen Betrunkene ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko (für die gesamte Demonstration, aber auch für sich selbst) geworden. Dementsprechend haben dort, aber auch in der gesamten politischen Arbeit, Drogen nichts verloren. Auch Besprechungen und politische Treffen bleiben drogenfrei. Darüber hinaus bedeutet ein selbstverständlicher Umgang im zwischenmenschlichen Miteinander auch, aufmerksam zu sein und da Hilfestellung im privaten Umgang zu leisten, wo ein Problem bemerkbar ist.

Wir wollen eine bessere Welt. Vielleicht wird diese auch bessere Drogen oder einen gesünderen Umgang mit diesen finden. Derzeit allerdings müssen wir uns mit den Gegebenheiten des Kapitalismus auseinandersetzen. Und um ihn zu überwinden, brauchen wir sicherlich einen klaren Kopf!